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Komödie Die schlechteste Sängerin der Welt

Eine US-Millionärin, die davon träumt, Sängerin zu sein - aber nicht singen kann. Ein Komödienstoff, umgesetzt von der Schaubühne Magdeburg.

Von Klaus-Peter Voigt 08.04.2018, 23:01

Magdeburg l Florence Foster Jenkins war im New York der 1940er Jahre ein regelrechtes Gesellschaftsereignis. Die Sopranistin aus Leidenschaft konnte alles, nur nicht singen. Ihre Geschichte hat jetzt die Schaubühne Magdeburg auf die Bühne gebracht. Für die Laiendarsteller eine Herausforderung.

Drei Jahr dauerten die Vorbereitungen bis zur Premiere, seit dem Sommer 2017 wurde geprobt. Für das kleine Ensemble so etwas wie Luxus, denn sein Schwerpunkt liegt auf dem traditionellen Weihnachtsmärchen. Inszenierungen für Erwachsene sind die Ausnahme.

Mit „Glorious!“ von Peter Quilter haben die Akteure bewiesen, dass sie dafür durchaus das Zeug haben. Für Julia Jantos eine doppelte Bewährungsprobe. Sie spielte nicht nur mit der Jenkins die Hauptrolle, sondern gab zugleich ihr Regiedebüt. Die studierte Theaterwissenschaftlerin wird demnächst eine Verpflichtung an die Musikalische Komödie Leipzig als Regieassistentin beginnen. Mit der Magdeburger Aufführung hat sie ihr Talent unter Beweis gestellt. Für das Stück reihte Autor Reihe comic­artige Skizzen aneinander.

Die Geschichte der Heldin bleibt dabei ein wenig auf der Strecke. Sie war eine wohlhabende Millionärin, die sich nach einer Bühnenkarriere sehnte und die zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine regelrechte Attraktion in Manhattan wurde. Und das vor allem wegen ihrer Unfähigkeit, eine Melodie zu halten. Das Publikum kam in Scharen, um über Jenkins zu lachen. Mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein lebte sie ihren Traum, sang und füllte 1944 sogar die New Yorker Carnegie Hall bis auf den letzten Platz.

Jantos spielt die Sängerin, geht in der Rolle einer in sich selbst verliebten, exzentrischen und willensstarken Diva auf. Kritik will sie nicht hören, lebt in einer Scheinwelt, die die Menschen um sie herum aufrechterhalten. Da ist ihr Pianist Cosme (Ulrich Baster), der bei den Konzerten bis an ihr Lebensende – kurz nach dem legendären Auftritt in der Carnegie Hall – eine wichtige Bezugsperson war. Baster schafft den Spagat zwischen der Realität und der Utopie.

Fast schüchtern erreicht er mit seinem Spiel das Publikum, überzeugt mit Natürlichkeit. Überhaupt überzeugt das Ensemble in seiner geschlossenen Leistung. Jeder spielt eine letztlich schrullige Figur, die der Sopranistin moralisch zur Seite stehen. Da sind ihr Geliebter und Manager St. Clair Bayfield (Heiko Herfurth), die Freundin Dorothy (Martina Behnisch) und das feurige mexikanische Hausmädchen Maria (Jana Dorsch). Zum großen Plus der Inszenierung, die im ersten Teil etwas mehr Tempo vertragen könnte, gehören die akribisch gestalteten Details. Da sitzt jede Handbewegung, die Mimik der Schauspieler kommt auf den Punkt. Die Kostüme von Kerstin Liebe setzen des i-Tüpfelchen und gipfeln in den festlichen Roben für die Damen, die sich zuletzt fast in jeder Szene in neuem Outfit zeigen.

„Glorious!“ erinnert bei der Schaubühne an eine Slapstick-Comedy, das Stück von Quilter bleibt bei der eigentlichen Geschichte rund um die schlechteste Sängerin der Welt eher an der Oberfläche. Dem vergnüglichen Abend tut das keinen Abbruch. Für eine freie Bühne eine respektable Leistung.

Im Magdeburger Moritzhof gibt es noch zwei Aufführungen, am 28. und 29. April dieses Jahres.