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"Mein bester Feind" startet in deutschen Studiokinos Konflikt zweier Jugendfreunde zwischen Humor und Dramatik

30.08.2011, 04:36

Von F.-René Braune

Magdeburg. Regisseur Wolfgang Murnberger hat etwas sehr Seltenes vollbracht: Er hat einen Film gedreht, der im Dritten Reich spielt, in dem SS und Konzentrationslager vorkommen und der dennoch einen Hauch von Unbeschwertheit, sogar Heiterkeit verbreitet. "Mein bester Feind" wandelt auf ungewöhnliche und sehenswerte Weise zwischen den Genres. Er startet am 1. September in deutschen Studiokinos, darunter auch in Magdeburg.

Im Wien des Jahres 1938 hört die Welt langsam auf, in Ordnung zu sein. Victor Kaufmann (Moritz Bleibtreu) spürt das überdeutlich, als junge Nazis einen Judenstern an die Schaufensterscheibe der Kunstgalerie seiner Eltern malen. Glücklicherweise ist nach längerer Abwesenheit gerade Rudi Smekal (Georg Friedrich) heimgekehrt, so dass die Randalierer gemeinsam vertrieben werden können. Beide sind im Haus des jüdischen Kaufmanns groß und beste Freunde geworden: Victor als Sohn gutsituierter Galeristen, Rudi als Filius ihres Hausmädchens. Dennoch sind beiden Standesunterschiede oder gar -dünkel fremd. Glaubt man zumindest.

Bald jedoch wird deutlich, dass Rudi es nie verwunden hat, einer "untergeordneten Schicht" anzugehören. Sein Bedürfnis, Macht auszuüben und wenigstens ein bisschen bedeutend zu sein, führt ihn zur SS, deren Uniform er zum Entsetzen seines Freundes mit Stolz trägt. Zum Konflikt zwischen den beiden kommt es, als Victor dem Freund ein Geheimnis anvertraut: Die Kaufmanns sind im Besitz einer Originalzeichnung von Michelangelo. In dieser Information sieht Rudi die große Chance, seine Karriere zu beschleunigen und sich beim Führer beliebt zu machen - er verrät das Familiengeheimnis, am nächsten Tag beschlagnahmt die SS die Zeichnung. Die Familie Kaufmann kommt in ein Konzentrationslager.

Was nach einer schwermütigen Betroffenheits-Inszenierung klingt, entwickelt sich zu einem unterhaltsamen und spannenden, aber nie oberflächlichen Filmerlebnis: Hitler will dem Duce den Michelangelo schenken, weil sich aber die Zeichnung als Fälschung herausstellt, muss der Jude Victor Kaufmann aus dem KZ geholt werden, um das Original ausfindig zu machen.

Als Rudi mit seinem ehemaligen Freund nach Berlin fliegt, stürzt die Maschine ab, und Victor zieht die SS-Uniform an. Er macht den Schergen unfreiwillig zum Juden, um selbst zu überleben.

Was der Regisseur und die beiden Protagonisten aus diesem Rollentausch machen, ist ein kleines Kabinettstückchen, weil Murnberger es hervorragend versteht, den Konflikt des ungleichen Paares zwischen Humor und Dramatik, zwischen Komödie und Tragödie anzusiedeln.

Über allem schwebt die Frage, wie viel eine langjährige Freundschaft aushalten kann. Victor und Rudi sind Feinde geworden, ohne sich wirklich hassen zu können. Murnauers Fähigkeit, menschliche Befindlichkeiten und Wandlungen auszuloten, machen diesen Film zu einem Erlebnis. "Mein bester Feind" ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, dass spannende Unterhaltung sich durchaus mit so schweren Themen wie Schuld und Sühne vereinbaren lässt. Immer wieder gibt es Wendungen, die der Handlung eine neue Richtung verleihen und den Zuschauer bestenfalls ahnen lassen, wie das Ganze ausgeht. Ein Film, der nicht nur für regnerische Tage empfohlen werden kann.