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Beethoven, Bach und Brahms im Sinfoniekonzert der Magdeburgischen Philharmonie Konzertmeister brilliert als Solist

27.05.2013, 01:22

Von Ulrike Löhr

Magdeburg l Aus "Liebe zum Dichter" und auf ein Honorar verzichtend, schrieb Ludwig van Beethoven seine Ouvertüre zu Goethes Trauerspiel "Egmont", mit der Generalmusikdirektor Kimbo Ishii-Eto und seine Musiker der Magdeburgischen Philharmonie einen glänzenden Konzertauftakt gaben. Trotz Egmonts Tod siegte die Idee der Freiheit, dieses Sujet war ganz nach Beethovens Geschmack. Und so entstand auch im Magdeburger Opernhaus eine begeisternde Interpretation zwischen wunderbar weich-kantablen Bläsermotiven besonders im Holz und martialisch-geschlossenen Streicherrhythmen.

In Johann Sebastian Bachs Orchestersuite Nr. 3 D-Dur BWV 1068 verflocht dieser sehr raffiniert die liedhaften Orchesterstimmen kontrapunktisch miteinander. Ein die Spieler herausforderndes kompositorisches Feuerwerk ist allein schon die Ouvertüre der Suite mit fugalen tempopotenzierten Verarbeitungen. Die Solisten der Stimmgruppen musizierten durchsichtig, doch insgesamt erschien sie etwas brav. Nun ist die Magdeburgische Philharmonie kein Barock-Orchester, doch den drei (Bach-)Trompeten sei Dank, dass ein glänzender höfischer Charakter aufkam. Schön ließ Ishii-Eto im so populären schwelgerischen "Air" den schlanken Klang aufblühen. Die stilisierten Tanzsätze machten ob der nochmaligen glanzvollen Trompeten Spaß beim Zuhören.

Dass sich musikalische Spielbälle zugeworfen werden, darauf kam es auch im Solokonzert, dem einzigen Violinkonzert D-Dur op. 77 von Johannes Brahms, an. Konzertmeister Yoichi Yamashita stand diesmal als Solist mit diesem über 40-minütigen Stück auswendig spielend vor "seinem" Orchester. Eine enorme Herausforderung, galt das Brahmssche Violinkonzert seinerzeit als fast unspielbar. Selbst Brahms\' befreundeter und als Jahrhundertgeiger geltender Joseph Joachim schrieb redigierend in die Durchsicht: "Ändern! Leichter!" bezüglich extrem schwieriger Doppelgriffpassagen, denn Brahms war Pianist. So kam es im Allegro - anlehnend an einen "Bauplan" der klassischen Sinfonie - auf die Teamarbeit zwischen Orchester und Solist an. Die lange Orchestereinleitung bereitete Yamashita den "roten Teppich" für halsbrecherische Läufe, Akkordbrechungen sowie eine weite Solokadenz, aber auch mit dem Orchester verwobene sensible Parts. Die zauberhafte Oboen-Kantilene des Adagios holte Yamashitas weiche und singende Spielfreude hervor.

Als Solist brillieren konnte er im bekannten Rondo-Finale mit spieltechnischer Raffinesse höchsten Grades und reichlich tonaler Ornamentik. In seinem musikalischen Wohnzimmer erhielten der solistische Konzertmeister Yoichi Yamashita und seine Musikerkollegen der Magdeburgischen Philharmonie reichlich Trampel-Applaus.