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Magdeburger Schauspielhaus zeigt "Educating Rita" in der Originalversion Stück mit britischem Zynismus und Humor

Von Rolf-Dietmar Schmidt 06.10.2012, 01:17

Ein Schauspiel in englischer Sprache zu inszenieren, ist ein Wagnis. Das Magdeburger Schauspielhaus hat damit gute Erfahrungen gemacht und wagte es mit "Educating Rita" von Willy Russell erneut - und wiederum mit Erfolg.

Magdeburg l Vermutlich ist es bei der Spielplangestaltung einfacher, ein Russell-Stück in Original-Sprache durchzusetzen, wenn die Generalintendantin eine Britin ist. Aber ungeachtet dessen ist es eine Herausforderung für die Schauspieler und ein willkommenes Angebot für Englisch-Lehrer.

Der Autor wurde 1947 in Whiston bei Liverpool geboren. Er wuchs in einer Arbeiterfamilie auf, mit einem Vater, der Bergarbeiter und Büchernarr war. Das hat sich offenbar übertragen. So begann seine Laufbahn als Friseurlehrling, als Erwachsener besuchte er die Abendschule und begann zu schreiben. Geprägt von den Beatles waren es Balladen und Protestsongs.

Dann begriff er, dass er die "künstlerische Leere" nur durch die Darstellung seiner wirklichen Lebenswelt überwinden konnte. Dazu gehört auch der Liverpooler Dialekt, eine Spezifik der Russell-Stücke, die nur bedingt in den Lehrplan eines Englisch-Lehrers passt. "Educating Rita" spiegelt nur wenig abgewandelt die Lebensgeschichte des Autors und erinnert an Shaws "Pygmalion".

Lena Sophie Vix ist in der Rolle der Rita überaus überzeugend. Sie versteht es in dem einstündigen Zwei-Personen-Stück sehr gut, die Wandlung von der wissbegierigen, frustrierten Damenfriseurin zu einer jungen Frau zu verdeutlichen, die an und mit der Literatur zu einer Persönlichkeit wächst.

Sie hat die Nase voll von einem Leben, das scheinbar nichts weiter bietet, als "alten Schachteln" die Haare zu tönen.

Sebastian Reck ist die Rolle des verkommenen Literaturprofessors auf den Leib geschrieben, der seinen Frust wegen verlorener Gefühle der Zweisamkeit und dem absteigenden Ast der wissenschaftlichen Karriere im Whisky ertränkt. Seit kurzem gibt er Nachmittagskurse in Literaturgeschichte an der Bürgeruniversität, und da begegnet ihm Rita.

Der Rest der Geschichte ist nicht neu, erhält aber durch seine sprachliche Direktheit, die eine Übersetzung ohnehin schwierig machte, durch den autobiografischen Hintergrund des Autors sowie britischen Zynismus und Humor glaubhafte Authentizität.

Die Regie von Alexandra Will ist beinahe minimalistisch, ebenso wie die Ausstattung (Lea Wimmer), die vor allem aus Büchern, Leitern und Whisky-Flaschen besteht. Das Stück ist aber dramaturgisch so dicht (Holger Radke), dass in der Tat alles andere überflüssig wäre. Wer also sein Englisch etwas auffrischen und gleichzeitig ein wenig "Liverpooler Slang" lernen möchte, ist in "Educating Rita" bestens aufgehoben.