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Künstler und Gärtner: Von Monet bis Matisse

Die Seerosenteiche von Giverny des französischen Impressionisten Claude Monet sind weltberühmt. Eine neue Ausstellung in London untersucht das Phänomen Künstler und Hobbygärtner in der Entwicklung der Modernen Kunst.

Von Anna Tomforde, dpa 29.01.2016, 13:06

London (dpa) - Setzkästen und Gartenbänke in der Kunstgalerie. Zur Präsentation ihrer neuen Ausstellung über die Bedeutung des Gartens in der Modernen Kunst hat sich die Royal Academy (RA) in London eigens einen Theaterkulissen-Designer ins Haus geholt.

In der Schau Painting the Modern Garden - Monet to Matisse kann der Besucher in rekonstruierten Gärten wandeln oder auf Holzbänken ausruhen, um auf Fotos und alten Filmen Claude Monet, Max Liebermann oder Wassily Kandinsky - in diesem Fall mit Spaten und Lederhosen in Murnau - bei ihrer Arbeit als Künstler und Hobbygärtner zuzuschauen.

Neu ist nach Angaben der RA, dass Auszüge aus der Ausstellung ab Mai in etwa 50 Ländern in einem Kinofilm gezeigt werden, der Künstlergärten zum Thema hat.

Monet war der Künstler und Gärtner par excellence, sagte Kuratorin Ann Dumas. Er ist Kernstück, aber bei weitem nicht alles. Anhand von rund 120 Gemälden - davon 35 von Monet - wird der Einfluss von Garten, Blumen, Farbe und Natur auf die moderne Kunst von 1860 bis in die 1920er Jahre untersucht.

Es war eine Zeit des großen gesellschaftlichen und industriellen Wandels, als der Garten für den wohlhabenden Mittelstand zum privaten Eigentum wurde, so Dumas. Durch die Einbettung der Gemälde in breite künstlerische Bewegungen und einen sozialpolitischen Kontext werde der Garten zu einem Universalthema der modernen Kunst.

Über seine Spätwerke in Giverny hatte Monet einmal gesagt: Mein Garten ist mein schönstes Kunstwerk. Außer Malen und Gartenarbeit bin ich zu nichts gut. Bestellkataloge, Rechnungen, detaillierte Pflanzanweisungen und Sachbücher belegen die Intensität seiner Beschäftigung mit Garten und Natur. Der Garten war zugleich Labor und Studio unter freiem Himmel.

Um seinen Einfluss auf Zeitgenossen bis hin zum abstrakten Expressionismus zu demonstrieren, werden Monet unter anderem Werke von Paul Klee, Emil Nolde, Gustav Klimt und Wassily Kandinsky zur Seite gestellt. Fünf Gemälde von Max Liebermann und seinem Wannsee-Garten sollen die deutsche Tradition der Verbindung von Gartenreformbewegung mit formalem barocken Stil verdeutlichen.

In der Ausstellung wird deutlich, wieviele Maler ihre Arbeit mit Blumen und Garten assoziierten. Die Farbe der Blumen zog mich magnetisch an, und plötzlich malte ich, sagte Nolde, von dem in London mehrere Werke aus der Nolde Stiftung Seebüll zu sehen sind. Van Gogh gestand, durch das Studium von Blumen die Regeln der Farbkontraste erlernt zu haben. Seine Verwendung krasser Farben beeinflusste eine ganze Generation von Avantgarde-Künstlern, wird erklärt.

Gustav Klimt verarbeitete Blumen zu einem Juwelen-Mosaik, Paul Klee faszinierte die Struktur von Pflanzen zum besseres Verständnis der Komposition seiner Werke, und Kandinsky ließ sich von der Farbenpracht an die Grenze der Abstraktion treiben, heißt es in der Ausstellung. Henri Matisse schwärmte von den Palmen Nordafrikas, und die spanischen Maler Joaquin Sorolla, Santiago Rusinol und Joaquin Mir y Trinxet vermittelten Träumerei, Melancholie und Poesie.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs findet bei Monet durch deutlich gedämpfte Farben und die typische Trauerweide Ausdruck, wird erklärt. Den krönenden Abschluss bildet das in Rosa- und Blau-Tönen schimmernde monumentale Agapanthus-Triptychon (1916-1919) Monets - laut RA ein Schrei des Künstlers nach Frieden, Schönheit und Harmonie nach dem Kriegstrauma. Aufgrund von Leihgaben aus drei US-Galerien ist das Werk in London erstmals seit dem Verkauf 1954 wieder vollständig zu sehen.

Monet-Ausstellung

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