Wagner-Buch in Magdeburg vorgestellt Lebensumstände und wie man ein Genie wird
Von Liane Bornholdt
Magdeburg. Bereits vor einem Jahr zum 100. Jubiläum des Magdeburger Richard-Wagner-Verbandes sollte ein Büchlein präsentiert werden, in dem die zwei Jahre beleuchtet werden sollten, die der junge Richard Wagner in Magdeburg verbrachte, die Spielzeit 1834/35 und 1835/36. Eine kurze Zeit, ein sehr junger Richard Wagner (geb. 22. Mai 1813), die erste Oper "Das Liebesverbot" wurde kein Erfolg, Wagner schimpfte auf die Magdeburger – eine Episode, so schien es, der eine schmale Publikation gewidmet werden sollte.
Astrid Eberlein, die langjährig engagierte Vorsitzende des Richard-Wagner-Verbandes Magdeburg, hatte schon viele Jahre lang alles Material zum Thema "Wagner in Magdeburg" zusammengetragen, und sie gewann den Magdeburger Musikwissenschaftler Dr. Wolf Hobohm als Co-Autor. Er hatte in seiner Dissertation 1983 "Beiträge zur Musikgeschichte Magdeburgs im 19. Jahrhundert" auch Richard Wagner ein umfangreiches Kapitel gewidmet. Als dann jedoch die konkrete Arbeit am Buch begann, begann auch das Thema zu wachsen.
Im vergangenen Jahr konnte dann die Konzeption des Buches vorgestellt werden. Je tiefer sich beide Autoren mit dem Wirken Wagners in Magdeburg beschäftigten, je mehr Fragen und Problemfelder öffneten sich. "Ein Werk entsteht im Zuge der Arbeit", konnte sich Dr. Wolf Hobohm am Donnerstag bei der nun um ein Jahr verspäteten Buchvorstellung auf Kleist berufen.
Die beiden Magdeburger Jahre, so fasste Hobohm die Forschungsergebnisse zusammen, waren einerseits Höhepunkte in der Musikgeschichte der Stadt. Der junge Wagner dirigierte bereits am fünften Tag seines Wirkens am Magdeburger Theater Mozarts "Don Giovanni". Er wurde hier zu einem der besten Dirigenten und wirkungsvollsten Kapellmeistern Deutschlands. Andererseits fand Wagner in Magdeburg das Theater und das Orchester, die sein späteres Schaffen maßgeblich beeinflussten und überhaupt erst möglich machten.
Das Theater in der Drei-Engel-Straße hatte Ähnlichkeiten mit dem Festspielhaus in Bayreuth, und ohne die hervorragenden Magdeburger Bläser, welche die Festungszeit der Stadt über die Militärmusik hinterließ, wäre Wagner wohl kaum auf die Idee gekommen, etwa für sechsfache Trompeten zu komponieren. Aber auch Lebens- und Liebesumstände prägten den jungen Wagner nachhaltig. Auch dies findet sich im Buch.
Der Titel des Buches "Wie wird man ein Genie?" spiegelt diese Wirkungen wider.
Die Reihe der Wagner-Literatur ist sehr lang, aber fast alle Arbeiten schauen von oder nach Bayreuth. "Richard Wagner und Magdeburg", so der Untertitel, schließt eine bedeutende Lücke. Das Buch von Astrid Eberlein und Wolf Hobohm, nun auf 260 Seiten gewachsen und gerade im dr. ziethen verlag erschienen (ISBN 9783862890040, 24,90 Euro), wurde zur Jahreshauptversammlung des Magdeburger Wagnerverbandes präsentiert. Leider konnte es Astrid Eberlein nicht mehr erleben.