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Barbara Thalheim im Literaturhaus Magdeburg Lebhafte Sicht auf die Facetten des Lebens

18.06.2011, 04:32

Von Claudia Klupsch

Magdeburg. Barbara Thalheim ist als große Liedermacherin bekannt. Dass sie auch brillant Geschichten erzählen kann, bewies sie mit ihrer musikalischen Lesung "Vorm Tod ist alles Leben" am Donnerstagabend im Literaturhaus Magdeburg. Das Publikum im voll besetzten Saal erlebte einen äußerst lebendigen Abend.

"Vorm Tod ist alles Leben" hat Babara Thalheim ihr neues Buch überschrieben - darin Songtexte, Noten, Gedanken, Geschichten. In ihrer "musikalischen Lesung" singt sie, erzählt, liest, scherzt, bringt zum Lachen, stimmt nachdenklich. Die Mischung aus Lesung und Konzert gelingt vortrefflich, zumal die Sängerin mit dem großartigen Jazz-Gitarristen Rüdiger Krause ein kongeniales Duo abgibt. Wunderbar poetische Sprache mit Tiefsinn trifft auf unverwechselbare, rauchige Stimme und erstklassige Gitarrenklänge.

Die Künstlerin hält den Draht zu ihrem Publikum intensiv. Zu ihrer ernsten, manchmal gar steinernen Miene steht ihre lebhafte Sicht auf die Facetten des Lebens in Kontrast. Sie singt "Sterben für eine Nacht mit dir, dass ich mich ganz in dir verlier", davon, den Tod auszutricksen, sie singt von späten Liebesschwüren "als Versprecher nur", singt von ihrem Wunsch, eine Insel zu sein "aus weißem Strand und Dünensand". Barbara Thalheim kleidet Seelenzustände in Sprache und Musik, Seelenzustände, die niemandem fremd sein dürften.

Die Prosatexte, "die es nicht geschafft haben, Lieder zu werden" (O-Ton Thalheim), liest sie konzentriert. So erfahren die Zuhörer von der Geschichte ihrer Geburt 1948 in Leipzig oder die Geschichte des roten Tuschkastens. Ganz persönliche Geschichten voller Weisheit und Lebensnähe.

Die Geschichten, aus denen Lieder wurden, stimmt Barbara Thalheim nicht an, ohne den Hintergrund, das Erlebte zu erzählen. Witzig oft, nachdenklich-politisch öfter. Sie singt vom Kinderland, "mein flaches Kinderland, da türmten sich Parolen wie Berge auf, da bliesen sich Riesen zu Zwergen auf". In einem ihrer Lieblingslieder, "Die Afrikanerin", hält sie uns "weißen" Touristen schonungslos den Spiegel vor.

Als "versöhnlichen Abschluss" singt Barbara Thalheim von der Eifersucht, der "armen Schwester der Liebe", Version eines französischen "Kiffersongs" - ein kleiner Abstecher zu ihrer Liebe zu französischen Chansons, die sie zu eigenen deutschsprachigen Liedern macht.

Das Publikum applaudierte herzlich und dankte für einen Abend kluger Texte und fulminanter Musik.