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Volksstimme veröffentlicht Buch von Wolfgang Rüb als neuen Fortsetzungsroman Liebe zur Musik und zum Schreiben

25.09.2010, 04:17

Gröst in der Nähe von Freyburg an der Unstrut ist ein beschauliches Fleckchen Erde. Die Industrie ist fern, der Weinanbau nah. Es ist die geliebte Heimat von Wolfgang Rüb, dem Lehrer, dem Schriftsteller, der mit seiner Frau im kleinen Gröst in einem Pfarrhaus lebt. Dort hat er seine Ideen, dort schreibt er. Sein "Wohnquartett mit Querflöte" zum Beispiel. Das Buch ist der neue Fortsetzungsroman der Volksstimme.

Von Grit Warnat

Gröst. Wer das unter Denkmalschutz stehende Wohnhaus von Wolfgang Rüb betritt, der weiß schnell, dass eine Jugendstilvilla nichts für diesen Mann ist. Erst recht nicht eine Plattenbauwohnung.

Und doch lässt Rüb in seinem zweiten Roman "Wohnquartett mit Querflöte" seine vier Protagonisten in einer Villa und in der "Platte" wohnen. Weil ihn die Frage bewegt, warum sich manche Menschen so stark an eine Immobilie hängen, die ihnen finanziell über den Kopf wächst und somit kein Geld lässt für die Erfüllung anderer Wünsche. Das Reisen wird dann zum Problem, weil "die Welt für unser Geld inzwischen zu klein geworden ist", schreibt Rüb in seinem Roman.

Alles müsse in Deutschland immer schön und perfekt sein, hier dürfe keine Dachrinne tropfen. "Die Menschen akzeptieren Narben eher an ihrem Gesicht als an ihrem Haus oder ihrem Auto", sagt der Autor.

Humor und Tragik liegen dicht beieinander

Es ist einer der tiefgründigen Rübschen Gedanken, der sich wie auch seine Ost-West-Parabel durch das Buch zieht und vor allem an der Person Dr. Exner deutlich wird. Exner ist ein alter Herr, der dachte, dass ihn sein Doktortitel vor Fehlern schützen würde. Er kauft sich eine Wohnung. Als der Preis dafür verfällt, die Eigentumswohnung nicht mehr veräußerbar ist, wird Exner seines Lebens nicht mehr froh. "Das ist kein Einzelfall", sagt Rüb. "Ich höre von solchen Fällen immer wieder. Das bewegt mich." Das bewegt auch den Leser, der gerade bei den Exnerschen Erlebnissen zugleich lachen und weinen kann. Witz, Humor und Tragik liegen aber nicht nur hier ganz dicht beieinander.

"Ich liebe Humor", sagt der Schriftsteller. Er habe immer humorvoll geschrieben, meist mit einer tragischen Note. "Große Humorbücher haben immer auch Tiefe gehabt, immer über die Gesellschaft etwas ausgesagt", meint er. In den bis unter die Decke reichenden Bücherregalen im Rübschen Wohnhaus sind viele humorige Bücher zu finden. Rüb mag diese Literatur. Aber eigentlich Literatur überhaupt, schließt er an. Und Musik natürlich.

Rüb ist Deutsch- und Musiklehrer. Heute unterrichtet er als "einer der seltenen Festangestellten" Klavier an der Kreismusikschule Weißenfels. Dabei habe er früher als Kind nur ungern die ihm vorgesetzten Stücke geübt. Die Lehrerin setzte Kringel in seine Hefte, manche habe sie mit diesen Kringeln geradezu übersät.

Doch Rüb blieb dran an der Musik, am Üben, auch am Hören. Schallplatten haben ihn begeistert. Bis heute.

Dem Schreiben und der Musik gehört seine Liebe. Da ist es nur logisch, dass in seinen Texten irgendetwas Musikalisches eine Rolle spielt. Und wenn es der homosexuelle Querflötist ist, der Musik eher hasst denn liebt ... Doch mit diesem Musikpart hatte sein "Wohnquartett mit Querflöte" die Chance bekommen, in der Edition Elke Heidenreich beim Großverlag C. Bertelsmann veröffentlicht zu werden. Heidenreich lobte das Buch als lebensklug und witzig.

Texte zum Lachen für den Literaturkreis

Fantasiereich hat Rüb schon seine Aufsätze in der Schule, später dann Briefe an Freunde geschrieben. Es habe den Leuten Freude gemacht, seine Zeilen zu lesen, erzählt er. Freunde sind ihm sehr viel wert. Ihm war und ist es wichtig, Kontakte zu halten. Wie mit dem Literaturkreis, der in den letzten DDR-Jahren bei ihm und seiner Frau regelmäßig im Pfarrhaus zu Gast war. Rüb las dann vor, nicht aus Lieblingsbüchern wie die anderen, sondern aus selbst verfassten Texten. Texte, über die man lachen konnte. "Das haben wir doch alle gern gemacht." Also schrieb er und schrieb – für einen kleinen Privatkreis. Heraus kam sein erster Roman, der eigentlich nie veröffentlicht werden sollte. Jetzt hält er ihn gebunden und gedruckt in den Händen. 2001 hatte Reclam Leipzig sein "Konzert für Stubenfliege und Orchester" auf den Markt gebracht.

Auf den Büchertischen ist Wolfgang Rüb derzeit auch in der Anthologie "Ein Traum von Musik" vertreten. Wieder ist Elke Heidenreich Herausgeberin, suchte nach geschriebenen Liebeserklärungen an die Musik. Rüb findet sich in einer interessanten Autorenliste wieder. Volker Schlöndorff, Roger Willemsen, Dieter Hildebrandt, Senta Berger, Campino. "Nur einen kennt man nicht", sagt Rüb und meint natürlich sich selbst. "Aber damit kann ich leben."