Liebesmärchen: Mein ziemlich kleiner Freund
Es könnte alles so einfach sein zwischen Diane und Alexandre, auch wenn es einen ziemlich großen Unterschied zwischen ihnen gibt. Der Film Mein ziemlich kleiner Freund erzählt eine Liebesgeschichte.
Berlin (dpa) - Diane lässt ihr Handy in einem Restaurant liegen, kurze Zeit später klingelt in ihrer Wohnung das Telefon. Am Apparat ist der Finder - Alexandre. Mit Witz überredet er die Anwältin zu einem Treffen. Auf die Frage, wie sie ihn erkennt, antwortet der Architekt: Ich bin nicht zu übersehen.
So beginnt der französische Film Mein ziemlich kleiner Freund, eine Liebesgeschichte mit Hindernissen. Denn Alexandre sieht gut aus, ist charmant und beruflich erfolgreich, lebt in einem schicken Haus, ist aber nur 1,36 Meter groß.
Laurent Tirard (Regie und Drehbuch) erzählt ein romantisches Märchen mit Starbesetzung: In den Hauptrollen sind die Oscar-Preisträger Jean Durjardin (The Artist) und Virginie Efira (Birnenkuchen mit Lavendel) zu sehen. Ein Film wie für einen lauen Sommerabend gemacht, zu viel Tiefgang sollte man allerdings nicht erwarten.
Von seinem Stuhl im Café kommt Alexandre nicht mit den Füßen auf den Boden, im Auto kann er gerade so übers Lenkrad schauen. Die attraktive Diane ist beim ersten Treffen zwecks Handyübergabe überrascht und etwas hilflos. Wie soll sie reagieren auf einen Mann, den sie deutlich überragt?
Alexandre meistert die Situation - Krieg und Mundgeruch sind schlimm, aber meine Größe? - und überredet Diane, einen Termin abzusagen und mit ihm in einer Stunde ein unvergessliches Erlebnis zu wagen. Die Anwältin kann sich der Redegewandtheit und der Bestimmtheit Alexandres nicht entziehen und willigt ein. Der Fallschirm-Tandemsprung der beiden ist buchstäblich ein Start ins Ungewisse.
Die beiden verabreden sich immer wieder, Alexandre führt Diane an originelle Orte, ist geistreich und kultiviert. Aber Diane fremdelt auch mit ihrem neuen Freund, die Reaktionen ihres Umfelds machen die Sache nicht einfacher. Ihr Ex-Mann Bruno nennt sie Schneewittchen und fragt Diane, ob sie eine Reise ins Reich der Extreme antreten will. Und ihre Mutter nennt Alexandre einen Zwerg und löst fast eine Massenkarambolage aus, als ihre Tochter ihr erzählt, dass sie ihn heiraten will.
Das alles wird leicht und locker in einem Plauderton erzählt. Dujardin macht aus Alexandre keine Witzfigur, komische Akzente setzen eher die Nebenrollen wie die Sekretärin aus der Anwaltskanzlei. Oder der Hund Lucio. Oder die Szene mit dem Kinderpullover. Dujardin zeigt auch, wie es im Inneren des nach außen so selbstbewusst auftretenden Mannes aussieht - es gibt einige nachdenkliche Szenen, die allerdings nicht über das Erwartbare hinausgehen.
Die Romanze nimmt ihren klassischen Verlauf: Nach der ersten Leichtigkeit kommt die kritische Phase. Diane ist zwar verliebt, findet aber gleichzeitig, dass sie ein groteskes Paar abgeben. Bleiben die beiden zusammen, können sie mit den Reaktionen ihres Umfelds umgehen? Der Film bleibt sich treu, auch das Ende von Mein ziemlicher kleiner Freund ist konventionell - und wieder spielt ein Fallschirm eine Rolle.