Sänger-Wettbewerb Magdeburg ist Hauptstadt der Chöre
Das Eröffnungskonzert der European Choir Games und des Grand Prix of
Nations am Sonntag in der Magdeburger Johanniskirche war ein
hochkarätiges Fest der Musik. Bis zum 12. Juli sind die Stimmen der Welt
in Magdeburg zu vernehmen - zum ersten Mal in Deutschland.
Magdeburg l Es war ein bewegendes Bild, als nach der Festival-Fanfare von Zigmars Liepins junge Musik- und Ballettschüler aus Magdeburg die Nationalfahnen der Teilnehmer präsentierten. Die Freude über das Großereignis in der Landeshauptstadt war in den drei Begrüßungsreden deutlich zu spüren - bei Magdeburgs OB Lutz Trümper, bei Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh und bei Günter Titsch, dem Präsidenten des gastgebenden Vereins Interkultur.
Titsch betonte in seiner Eröffnungsrede, in den schweren Zeiten von Krisen, Kriegen, Terrorismus und Flüchtlingselend schaffe das Chorfestival ein Vorbild für den Frieden in der Welt: Mit den Wettbewerben, mit dem Friedenskonzert "Kraft der Träume" im Dom, mit Freundschaftskonzerten, gemeinsamem Singen, der "Nacht der Chöre", Workshops und einer bunten Chorparade durch Magdeburg.
Das erlesene Programm am Sonntag gestalteten sechs Chöre mit voller Bandbreite der künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten. Vom Kinderchor bis zur Folklore, vom A-cappella-Gesang eines fünfköpfigen Solistenensembles bis zur Sakralmusik. Keiner kam ohne Beifallsstürme und Bravorufe von der Bühne.
Die Gastgeberstadt war mit zwei Spitzenensembles vertreten - mit dem Kinder- und Jugendchor Magdeburg unter Leitung von Astrid Schubert und dem Vokalkreis des Telemann-Konservatoriums unter Leitung von Lothar Hennig.
Zauberhaft die Kinder - mit Rainer Lischkas "Uhrmacherladen" und dem Klassiker von Hans Sandig "Besuch im Zoo - die Pinguine". Ein Markenzeichen dieses Chors ist darstellendes Spiel, das sich in abschließenden Weisen aus dem Musical "Chicago - All That Jazz" von John Kander in der Choreografie von Alexander Semenchukov sehr schön bestätigte.
Der Vokalkreis - 20 Damen und ein Herr - musizierten von Andy Beck den swingenden "A Psalm" und Hatfields "Las Amarillas" mit verführerischen Fächern. Hennig fachte mit großen Dirigiergesten die rhythmisch akzentuierte Glut dieser spanischen Musik an. Großartig!
Für das Land Sachsen-Anhalt trat der Rundfunk-Jugendchor Wernigerode auf. Unter seinem Dirigenten Peter Habermann zeigte er die Bandbreite des Repertoires vom Volkslied "Ein getreues Herz" bis zu einem der Dauerbrenner des großen Chores: Eric Whitacres "Lux aurumque - Licht aus Gold". Ein subtiles Meisterwerk der schwebenden Klangflächen und zartester Pianostellen. Große Klasse!
International ging es weiter. "Coral Cantus Firmus" aus Brasilien brachte überbordendes Samba-Temperament und elegische Töne unter seiner Dirigentin Isabela Sekeff mit: "Aquarela do Brasil" und "Lata D´agua" - letzteres sogar mit einem Tanzpaar.
Von der spanischen Insel Gran Canaria kamen die fünf Herren von "The Blue Notes` Guys". Große Kunst des A-cappella-Gesangs! Percy Mayfields "Hit the Road Jack" und Billy Joels "The Longest Time" - ein fast wahnsinnig vor Verlangen nach Liebe schreiendes Lied. Fast besser als das Original, weil rauer, weniger glatt.
Schließlich noch der "Lagos City Chorale" aus der nigerianischen Hafenstadt. 13 Herren und elf Damen, begleitet von einer vierköpfigen Rhythmusgruppe, brachten mit ihrem Dirigenten Emeka Nwokedi den Saal ob ihres afrikanischen Temperaments zum Kochen. "Yak Ikom Abasi" und "Alleluia Chim Le" hießen seine Titel, bei denen nicht nur die Sänger und der Dirigent tanzten. Das Publikum nahm klatschend den Rhythmus und das Lebensgefühl auf. Eine grandiose Eröffnungs-Show!