Kunstwerkstatt im Buckauer Engpass in Magdeburg zeigt Plastiken und großformatige Holzschnitte von Reinhard Rex "Mich reizt das Archaische in der menschlichen Figur"
Magdeburg l Noch bis zum 1. Juni sind in der Kunstwerkstatt im Buckauer Engpass Arbeiten von Reinhard Rex zu sehen. Der 1957 in Wittenberg geborene Künstler zeigt damit nach mehr als vier Jahren wieder in einer Personalausstellung Einblicke in sein Schaffen.
Jürgen Hänel, Leiter der "Kunstwerkstatt", betrachtet mit zufriedenem Lächeln die aktuelle Ausstellung in seiner Galerie: "Es war mir ein großes Anliegen, Reinhard Rex\' Arbeiten hier zu zeigen", erklärt er, "ich halte ihn für einen starken und guten Künstler, der die Tradition der Gegend widerspiegelt". Auch die Besucher würden großes Interesse an den bis zu zwei Meter hohen Holzschnitten und den kleineren Holzskulpturen zeigen.
Teilweise sehr abstrahiert und expressiv befassen sich Rex\' Werke allesamt mit Menschen, bilden sie ab und erzählen ihre Geschichten. Meist geht es um die Beziehung zwischen Mann und Frau. Rex: "Es ist das Ureigene, das Archaische in der menschlichen Figur, was mich reizt." Die Ausgangsmaterialien findet der in Magdeburg und in der Altmark lebende Künstler fast immer in der Natur. Angeschwemmtes oder gehacktes Holz, abgestorbene Bäume - er verarbeitet, was ihm auf seinen Spaziergängen entlang der Elbe auffällt; Hölzer, in denen er eine Form sieht, wo sich etwas andeutet.
Mit Cutter, Taschenmesser und alten Metallstäben geht\'s an die Arbeit, bei der er sich gern verausgabt und quält, "um den Widerstand der Materialien zu spüren", wie er es beschreibt. Ein Holzschnitt verlange eben nach Entschiedenheit. So bearbeite er das Material, bis eine Geschichte zum Vorschein kommt. Mit etwas rein Abstraktem gibt er sich nicht zufrieden.
Nach dem Einwalzen mit Farbe setzt er für die Abnahme des Drucks eine alte ausgepolsterte Suppenkelle ein, denn "die gleitet so gut über das Papier". Nie kommt dabei ein gängiges Format heraus, und oft nutzt Rex gerade solche Hölzer, die sich eigentlich wegen Einschlüssen oder Ästen von vornherein für eine Abnahme ausschließen würden.
Ein solches, für Rex typisches expressives Vorgehen hatte der junge Künstler zuallererst während seines Ingenieurstudiums in Glauchau bei dem dort ansässigen Holzbildhauer Johannis Feige beobachtet: "Ein absoluter Kon-trast zu meiner Ingenieurausbildung - die Initialzündung meines künstlerischen Wegs." Doch vorerst kam er des Berufs und auch der Liebe wegen nach Magdeburg und entwarf im Konstruktionsbüro Maschinen. Als die Tochter seines damaligen Chefs offenbarte, Künstlerin werden zu wollen, stellte sich auch Rex erstmals die Frage: "Wie wird man denn eigentlich Künstler?"
Ihre Bewerbungsbögen füllte letztlich er aus und beim zweiten Anlauf gelang ihm die Aufnahme an der Burg Giebichenstein. Seinen Beruf hängte er an den Nagel.
Schon während der fünf Jahre Studium verfolgte Rex das Kunstgeschehen in Magdeburg. Die Gruppierung um Dieter Ladewig interessierte ihn. Wie ein Starrsinniger hatte er sich in Magdeburg verguckt: "Die Ausstellungsreihe Vorgänge hatte mich gefesselt. Die Gesellschaftsbezüge, die Experimente mit Objekten und Räumen, das war Kunst ohne Glattmalerei."
So zog es ihn nach dem Diplom auch wieder nach Magdeburg zurück. Doch gleichzeitig mit dem Studium fand auch die DDR ihr Ende und für Künstler brachen schlechtere Zeiten an. Kaum einer konnte sein großes Atelier halten. Die meisten verließen die Stadt. In dieser Zeit, ab 1991, begann Rex, sich als freischaffender Künstler "freizustrampeln". Er gab Kurse an der Volkshochschule und diversen Soziozentren und mit zahlreichen Personalausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen machte er sich einen Namen.
Unter anderem erhielt er 2001 den Kunstpreis der Stadtsparkasse Magdeburg zum "Otto-Jahr" und 2004 den der Stadtwerke Haldensleben.
Den Austausch mit anderen hält er für ungemein wichtig. Gern öffnet er dazu die Tore seines 2002 erworbenen Hauses in der Altmark, den "Rosenhof", und führt Symposien durch. 2006 übernahm er ein Lehramt am hiesigen Norbertusgymnasium. Auch hier steht der soziale Kontakt und der Austausch an vorderster Stelle: "Ich rege die Kinder an, ihr inneres Auge zu schärfen und zum eigenen Kunstverständnis und einer ästhetischen Wertung zu gelangen." Kunst gehöre in den Alltag und sei nicht nur etwas für Abgehobene. Durch die Beschäftigung mit Kunst werde der Blick auf die gesamte Umwelt geändert.
Interessierte können sich noch bis zum 1. Juni davon und von der Aussagekraft seiner Werke in der Galerie Kunstwerkstatt überzeugen. Jürgen Hänel empfängt dienstags bis freitags von 14 bis 18.30 Uhr und sonnabends von 11 bis 16 Uhr meist sogar jeden Besucher persönlich.