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Theater Mit Liebe ins 25. Jahr

Wenn am Freitag das Nordharzer Städtebundtheater in seine neue Spielzeit startet, beginnt ein besonderes Jahr am Haus.

Von Grit Warnat 07.09.2016, 01:01

Halberstadt l Als Johannes Rieger als neuer Chefdirigent das Jubiläumskonzert 10 Jahre Nordharzer Städtebundtheater dirigierte, gab es nicht nur Freude über den Geburtstag. Rieger erinnert sich sehr wohl an Stimmen, die da meinten, das Haus würde keine weiteren zehn Jahre überstehen.

Tatsächlich hat das Drei-Sparten-Haus, das 1992 aus den damals eigenständigen Theatern Halberstadt und Quedlinburg fusionierte und seitdem von einem Zweckverband aus Landkreis sowie den Städten Halberstadt und Quedlinburg getragen wird, immer wieder schwierige Zeiten erleben müssen. Rieger, seit 2009 Intendant des Hauses, kennt all die Diskussionen um den Fortbestand des Hauses. „Hätte es die Begeisterung der Menschen in der Region nicht gegeben, gäbe es dieses Theater mit seinen heute 160 Mitarbeitern vielleicht nicht mehr“, sagt der Chef. Jetzt sieht er sein Haus auf einem guten Weg. „Wir feiern 25 Jahre, und die Stimmen, die sagen, das Haus brauchen wir nicht, sind leiser geworden.“

Es ist denn auch der Dank an das Publikum, wenn die Jubiläumsspielzeit mit dem Motto „Es_ist_Liebe“ überschrieben“ wird. Das Theater spielt an auf die Treue seines Publikums, das gleichfalls die Gegenliebe des Ensembles spüren soll. „Wir konnten und wollten es uns nie leisten, Elfenbeinturm zu sein. Wir haben uns immer als Theater für die Menschen dieser Region verstanden“, sagt Rieger. Mehr als 95  000 Besucher zählte das Haus im vergangenen Jahr, davon etwa 26  000 Kinder und Jugendliche. Er spricht von stabilen Zahlen.Um die zu erreichen, gibt es Konzerte und Theater auch den Sommer über. Dafür werden die Theaterferien spartenweise gesplittet. Die Harzregion kann damit auch in der Sommersaison bespielt werden – Stiftskirche Quedlinburg, dortiger Wipertihof, verschiedene Orte in Halberstadt, Wasserschloss Westerburg, Waldbühne Altenbrak, Bergtheater Thale. Zu bewährten Partnerschaften kamen auch in diesem Jahr neue Auftrittsorte wie Hedersleben und Ilsenburg hinzu. Der Zuschauerraum ist also noch weiter in die Breite gegangen. „Wir sind das Theater im Harz“, sagt Rieger.

Mit Beginn der neuen Spielzeit, sie startet am Freitag mit dem Sonderkonzert „Bilder einer Ausstellung“ in Korrespondenz zur 2. Biennale von Halberstadt, geht das Haus in seine „Heimathäfen“ zurück, wie Rieger die beiden Spielstätten in Quedlinburg und Halberstadt bezeichnet.

Einen Tag später, am Sonnabend, hat das Ballett des Hauses seine erste von drei Premieren der Jubiläumsspielzeit. Ballettchef Can Arslan inszeniert und choreographiert den Kammertanzabend „The Fall“ als Fortführung des Projektes „Sehnsucht nach dem Ungewissen“ anlässlich der Halberstädter Domfestspiele.

17 Premieren im Musiktheater, Schauspiel und Ballett sind in der neuen Spielzeit geplant und vereinen sich im Programmheft, das sich in einem größeren Format präsentiert und für das Selbstbewusstsein des Hauses stehen soll.

Rieger nennt das Programm abwechslungsreich, spricht von einer großen Bandbreite zwischen der Strauß-Operette „Die Fledermaus“, der Rossini-Oper „Der Barbier von Sevilla“, Richard Wagners „Tannhäuser“, dem Shakespeare-Klassiker „Romeo und Julia“, dem Grimm-Märchen „Die goldene Gans“ und der Uraufführung „Mensch Heinrich“, ein Projekt um König Heinrich I.

Riegers Highlight im Musiktheater? Der Intendant tut sich schwer, nennt dann aber doch zuerst den „Barbier“, der zuletzt vor elf Jahren sehr erfolgreich in Halberstadt lief, und von dem er sich jetzt einen ähnlichen Erfolg erhofft. Die Oper entsteht in Kooperation mit dem Theater Vorpommern, Susanne Knappe hat dort den „Barbier“ inszeniert und bringt ihn im Dezember in veränderter Form in Halberstadt auf die Bühne. Kostüme und Bühnenbild aber können genutzt werden. Das mindert Kosten und macht solche Produktion erst möglich.

„Addams Family“, das Fantasy-Musical, das erst zum dritten Mal als Inszenierung an einem deutschen Theater zu sehen ist und im Sommer im Bergtheater seine Premiere gefeiert hatte, zieht Ende September ins Haus.

Zuvor noch startet „Die Fledermaus“, zuletzt 1999 gespielt. Die besondere Note der Inszenierung: Die Rolle des Prinzen von Orlofsky wird mit dem Counter-Tenor Denis Lakey besetzt, der im vergangenen Jahr als Arminio in der gleichnamigen Händel-Oper engagiert war.

Und zum Jubiläum wagt sich das Ensemble an „Tannhäuser“. Rieger: „Wir wollen beweisen, dass wir das schaffen können.“ Mit Wagners „Lohengrin“ in der 20. Spielzeit konnte das Haus überzeugen. „Es gab immer Wagner-Highlights“, sagt Rieger. „Tannhäuser“ hat er auch schon dirigiert. Es war eine Wiederaufnahme und Riegers erstes Opern-Dirigat in Halberstadt.