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Willkommen Goodbye Joris: Melancholischer Pop-Poet und noch viel mehr

Musik für den ruhigen Lockdown und die große Bühne: Joris bietet auf seinem neuen Pop-Album laute und leise Töne. Und er beschäftigt sich mit dem Erwachsenwerden.

Von Thomas Bremser, dpa 23.04.2021, 08:52
Auf seinem neuen Album verbindet Joris das Schwere mit dem Leichten.
Auf seinem neuen Album verbindet Joris das Schwere mit dem Leichten. Alexander Prautzsch/dpa-Zentralbild/dpa

Berlin

Widersprüche sind ihm wichtig: Popsänger Joris, seit seinem Debüthit „Herz über Kopf“ (2015) fester Bestandteil der deutschen Musikszene, verbindet auf seinem neuen Album das Leichte mit dem Schweren. Schon der Titel „Willkommen Goodbye“ deutet die Dualität dieser Songsammlung an.

Die neun Tracks, die vorwiegend im kleinen Lockdown-Studio in Berlin-Weißensee entstanden, ergänzt der Songschreiber mit zwei intrumentalen Zwischenspielen: „Aurora“, also Morgenröte, und „Nachtmusik“. Still und kraftvoll. Mal traurig, mal fröhlich. Diese Stimmungen ziehen sich durch das gesamte Album des 31-Jährigen.

„Das Album hat viel 'Willkommen' und viel 'Goodbye', bleibt aber am Ende immer positiv“, sagt der Sänger selbst. Bisweilen frage er sich ohnehin, warum manche ihn bloß als melancholischen Pop-Poeten abstempeln. „Waren die schon mal auf meinen Konzerten?“, fragt er sich im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Aber natürlich gibt es diese Momente der Betrübtheit. Vor allem auf „Steine“: Die Ballade habe er geschrieben, als seine Freundin um eine vertraute Person trauerte. „Es gibt im Leben Situationen, da kannst du den schönsten Tag erleben, dann klingelt das Telefon, und die Welt bleibt stehen. Dass Menschen, die einem nahe stehen, sterben, daran werde ich mich wohl nie gewöhnen können“, erzählt der in Niedersachsen als Joris Ramon Buchholz geborene Musiker.

In diesen Momenten könne man der betroffenen Person den Schmerz nicht abnehmen, aber für sie da sein. „Kann nicht für dich fallen, aber ich kann dich auffangen“, heißt es in dem berührenden Song.

Neben diesen stillen Momenten fährt Joris auf seinem dritten Album auch immer wieder das große Besteck auf. „Sturm und Drang“ oder „Game Over“, die das Album eröffnen und abschließen, sind klassische Stadionhymnen. „Ich hatte im Studio direkt Bilder im Kopf, wie ich den Song nachts um 23.15 Uhr auf irgendeiner Hauptbühne präsentieren kann, und zwar im fettesten Sound-Gewand“, sagt Joris zu „Game Over“.

Auch die Vorab-Single „Nur die Musik“, die seit einem Jahr in Popradios rauf- und runterläuft, vermittelt gute Laune. Sie zeigt auch die Experimentierfreudigkeit des dreifachen Echo-Gewinners, dessen rauchige Stimme einen hohen Wiedererkennungswert besitzt. Neben einem Hintergrund-Chor, den seine Freunde während einer Fahrt im Tourbus ins Handy einsangen, versteckt Joris kleine Referenzen an frühere Hits. Ein auf den Boden fallendes Glas erinnert etwa an „Lemon Tree“, das One-Hit-Wonder von Fool's Garden.

Im „No Drama Song“, der mit klassischem Klavierspiel beginnt, fängt der 31-Jährige das Lebensgefühl seiner Altersgenossen ein: der Übergang von unbeschwerter Freiheit zum Erwachsenwerden mit 30 - samt Familiengründung, Yoga und kohlenhydratarmer Ernährung. „Es ist ja nicht schlimm, Dinge irgendwann abzulegen und andere, etwas langweiligere Dinge anzunehmen“, erklärt der Singer-Songwriter. Daraus müsse man nicht gleich ein Drama machen.

„Willkommen Goodbye“ ist gut hörbarer Pop mit eingängigen Texten für die großen und kleinen Momente im Leben. Parallel zur Veröffentlichung ist Joris jeden Dienstag in der Musikshow „Sing meinen Song“ zu sehen.