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Future II Krautrock - Melodische Grooves von Newmen

Noch vor Techno war „Krautrock“ ein wichtiger Beitrag Deutschlands zur Popmusik. Die hessische Band Newmen bezieht sich auf die Ikonen dieses Stils - und verwebt motorische Grooves mit feinen Melodien.

Von Werner Herpell, dpa Aktualisiert: 21.09.2021, 14:31
Mitglieder der Band Newmen (undatierte Aufnahme).
Mitglieder der Band Newmen (undatierte Aufnahme). --/FerryHouse/Braun Promotion/dpa

Berlin - Was einst spöttisch gemeint war für seltsame Musik aus der damaligen Pop-Diaspora, hat sich längst zu einem international hoch respektierten Markenzeichen deutscher Kultur entwickelt: der „Krautrock“.

Mit Can, Kraftwerk oder NEU! in den 1970er Jahren wurden die stoisch treibenden, maschinell-elektronisch geprägten Sounds innovativer Bands aus der Bundesrepublik zur großen Nummer. Das 2012 in Frankfurt gegründete Quintett Newmen knüpft mit seinem neuen Album bei diesen Krautrock-Ikonen an - und es klingt hervorragend.

Der Albumtitel „Futur II“ deutet an, dass sich die „neuen Männer“ mit ihrem von Synthesizern und sphärischen Gitarren dominierten modernen „Krautpop“ als Teil einer Bewegung sehen, die stets die Zukunft im Blick hatte. Die Teilnahme des gerade 74 Jahre alt gewordenen Wolfgang Flür am zentralen Stück „Futur I“ bildet wiederum eine Brücke in die ruhmreiche Vergangenheit dieser rhythmisch pulsierenden Musik - der 1947 in Frankfurt geborene studierte Innenarchitekt war von 1973 bis 1986 Schlagzeuger bei Kraftwerk.

Den Newmen-Mitgliedern und ihren Gästen - neben Flür noch Sängerin Ketty van Doln - gelingt in neun wunderbar fließenden Tracks das Kunststück, hypnotische Tanzbarkeit mit charmanter Leichtigkeit zu verweben: Die teilweise rein instrumentalen Stücke leben von starken Melodien, zugleich kann man sich ganz auf die motorischen Grooves einlassen. Nach den Alben „Rush Hush“ (2014) und „Soft Ware“ (2017) sowie zwei EPs haben die Hessen ihr Konzept nochmals verfeinert.

In den besten Momenten klingt das dann wie die träumerisch vor sich hin pluckernden 70er-Jahre-Solowerke eines Michael Rother, der selbst bei Kraftwerk, NEU! und Harmonia aktiv war. „We're living in a future now“, so lautet die erste Textzeile von „Futur I“. Nun gut, die Zukunft der Popmusik mag Krautrock nicht mehr sein - aber unsere Gegenwart macht dieses kluge, anspornende Album ein bisschen schöner.