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Musik Bob Seger prägte den Sound der USA

Der Detroiter Bob Seger prägte den Sound der USA mit - und gilt als Wegbereiter von Bruce Springsteen oder Tom Petty.

05.05.2020, 23:01

New York (dpa) l  Wer eine Rocklegende ein letztes Mal live sehen wollte, der hatte im Herbst 2019 die Chance: Bob Seger und seine Silver Bullet Band spielten Dutzende Shows in Nordamerika. Und Segers Fans kamen: 870 000 Menschen entließen den Detroiter Medienberichten zufolge nach einer großen Karriere in den Ruhestand. Heute wird der amerikanische Rocksänger und Songwriter, der mit vollem Namen Robert Clark Seger heißt, 75 Jahre alt.

Rau und kantig, ohne Schnörkel („No Frills“), so machte sich Seger in knapp sechs Jahrzehnten einen Namen. Sein Sound war so laut und so hart wie der Alltag in den endlosen Fabrikhallen seiner Heimatstadt. Segers Songs erzählen vom kleinen Mann und dessen Sorgen, in ihnen begehrt er auf, ist zornig oder deprimiert. Doch Seger hat auch eine andere Seite, die des seichten Entertainers, der den Mainstream bedient.

Als Sohn eines alkoholkranken Sanitäters und Hobby-Bandleaders geboren, wuchs Seger arm auf. Er ist gerade zehn, als der Vater die Familie verlässt und in Kalifornien sein Glück sucht. Sohn Bob findet in der Musik Zuflucht, er gründet Anfang der 1960er Jahre sein erstes Rocktrio, The Decibles. Schon die nächste Band, The Last Heard, wird stadtbekannt. Ende der 1960er Jahre dann sticht er sogar die Beatles in den Charts aus. Als Komponist und Interpret erreicht Seger um 1975 seinen Höhepunkt.

Zu dieser Zeit gründet er die Silver Bullet Band. Ihr erstes Album, „Live Bullet“, der Mitschnitt einer Konzerttournee, öffnet Seger 1976 endlich die Tür ins internationale Musikgeschäft. In den USA hält sich „Live Bullet“ phänomenale 140 Wochen in der Hitparade. Insgesamt produziert er 20 Alben, von denen weit über 50 Millionen Kopien verkauft sind. Mehr als zehn werden Platin-Alben. Das letzte neue Album war in 2017 „I Knew You When“.

Doch Segers Einfluss reicht weit über den persönlichen Erfolg hinaus. Es heißt, er habe den Eagles, John Cougar Mellencamp, Bruce Springsteen, Jackson Browne und Tom Petty mit seinen Workman-Songs den Weg bereitet. Seger ist auch der erste Rockmusiker, der einen Song gegen den Vietnamkrieg schreibt. Gleichzeitig liefert er Titel für den Soundtrack von Hollywood-Filmen: für das Western-Melodram „Urban Cowboy“, den Thriller „Lockere Geschäfte“ („Risky Business“) und den Oscar-Gewinner „Forrest Gump“.

Doch mit wachsendem Erfolg wurde Seger auch „glatter“, nach „Nine Tonight“ hielt die Kritik ihm vor, zum Mainstream-Rock konvertiert zu sein. Bald darauf verstummten die Vorwürfe. Mit „Like A Rock“ (1986) habe er nun wieder zu sich gefunden, hieß es erleichtert. Im März 2004, mehr als 40 Jahre nach seinem Start in verkommenen Detroiter Bars, wurde Bob Seger in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.