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Operette Das pralle Leben einer lustigen Witwe

Nordharzer Städtebundtheater präsentiert die Premiere des Operettenklassikers "Die lustige Witwe" in Quedlinburg.

Von Grit Warnat 22.12.2018, 00:01

Quedlinburg l Regisseur Werner Pichler sitzt im schönen Theatersaal in Quedlinburg und schaut auf das Bühnenbild. Eine Pariser Adresse steht geschrieben, die Farben der Tricolore, stapelbare Buchstaben, die immer wieder neue Begriffe ergeben. Pontevedro steht dort. Oder Büro, weil Graf Danilo Danilowitsch nur schlafen kann, wenn er einen Schreibtisch hat. Während seiner Arie buchstabiert er auch Porno, schließlich denkt er immer nur an die Damen im „Maxim“.

Der Regisseur hat die Operette in der Entstehungszeit gelassen. 1905. Jugendstil. Andrea Kaempff, die Ausstattungsleiterin am Nordharzer Städtebundtheater und in dieser Produktion für Bühnenbild und Kostüme verantwortlich, hat sich an Plakaten wie jenes aus einer pontevedrinischen Tourismus-Werbung orientiert. Ihre Kostüme sind voller Farbenfreude und pompös. Sie stehen für das pralle Leben auf der Bühne.

Mit Kaempff hat Pichler schon mehrfach zusammengearbeitet. „Die lustige Witwe“ ist seine sechste Produktion für das Haus. Der Österreicher kennt seit langem Intendant Johannes Rieger. Beide arbeiteten einst am Ulmer Theater, seit Jahren nun inszeniert Pichler für das Nordharzer Städtebundtheater. Oper und Operette hat er auf die Bühne gebracht. Das „Schwarzwaldmädel“ und „Gräfin Mariza“ zum Beispiel. Liegt dem Österreicher dieses unterhaltsame Fach besonders? In seiner DNA liege es schon ein bisschen, sagt er. „Ich bin mit Operette aufgewachsen, sie ist Teil der österreichischen Kultur“, sagt er. Seinen Dialekt hat er sich bewahrt – trotz längerer Zeit in den USA und in der Schweiz und seinem heutigen Wohnsitz in Haldensleben.

„Die Lustige Witwe“ mit der Musik von Franz Léhar gehört zu den meistgezeigten, beliebtesten Operetten an deutschen Theatern. Auch Pichler hat sie schon etliche Male gesehen. Melodien wie „Da geh ich zu Maxim“, „Lippen schweigen“ oder „Das Studium der Weiber ist schwer“ darf man als Gassenhauer bezeichnen.

Wie kann man bei solcher Bekanntheit neue Aspekte finden? „Ich will nichts neu erfinden. Ich frage in meinen Regiearbeiten vielmehr danach, wie ich die Geschichte spannend erzählen kann, dass das Publikum sich in der Pause freut, das es gleich weitergeht“, sagt Pichler. Es gehe ihm um Logik in der Handlung und eine emotionale Ebene, um die Zuschauer zu erreichen.

Und dann gibt es diese Musik. „Was Lehár da geschrieben hat, ist genial“, sagt Pichler. Er habe bestens orchestriert. Und das Libretto sei geschickt gebaut. Pichler habe es nur leicht bearbeitet, Witze rausgekitzelt, aber ohne zu modernisieren, ohne die Zeit zu verändern. Auch musikalisch sei die Harzer Fassung gestrafft worden.

„Es ist bis zum Schluss ein Gute-Laune-Stück mit wunderbaren Ohrwürmern. Ich glaube sehr, dass das Publikum beglückt nach Hause gehen wird“, sagt der Regisseur.

Premiere ist am Samstag, 19.30 Uhr, am Theater Quedlinburg. Weitere Vorstellungen: 31. Dezember, 15 und 19 Uhr, am Großen Haus Halberstadt.