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Seinabo Sey: Soul-Stimme für Superlative

Von Werner Herpell, dpa 04.11.2015, 05:00

Berlin (dpa) - Der US-Rolling Stone hört eine Mixtur aus Nina Simone und Moby, also große schwarze Vocals kombiniert mit zeitgenössischem Sound. Mag etwas weit hergeholt klingen, aber zumindest beim Gesang von Seinabo Sey hat das Magazin Recht.

Denn die 25-jährige Schwedin mit gambischen Wurzeln beeindruckt dank einer voluminösen, mächtigen Altstimme, die man durchaus als Ereignis bezeichnen kann. Ob in groovigen Elektropop-Tracks wie dem Titelsong ihres Debüts Pretend (Universal), bombastischen Klavierballaden wie Poetic oder modernen Gospel-Soul-Nummern wie Hard Time - Sey hat für jede Nuance den passenden Ausdruck und wirkt in den meisten der 14 Songs stimmlich unterfordert.

Selten hat man in den vergangenen Jahren eine so selbstbewusste Performance einer jungen Sängerin gehört, die nicht aus dem US- oder UK-Mainstream stammt, sondern aus der nordeuropäischen Pop-Peripherie. Die Produktion von Seys schwedischem Landsmann Magnus Lidehäll ist freilich auch das Problem von Pretend. Denn manches Arrangement geriet arg glatt und vorhersehbar, wo man sich eine etwas mutigere, unkonventionellere Sound-Grundlage für den hochintensiven Gesang von Seinabo Sey gewünscht hätte.

Auch beim Songmaterial ist für die nächsten Projekte dieser enorm talentierten Künstlerin noch etwas Luft nach oben. Optimal funktioniert der Hybrid aus klassischer Soul-Stimme und modernistischem Klangbild aber doch einige Male, beispielsweise bei Words (hier macht der Moby-Vergleich des Rolling Stone tatsächlich Sinn) oder im dramatischen Slow-Song Sorry. Dann deuten Sey und Lidehäll an, dass selbst Soulpop-Megastars wie Adele oder Beyoncé schon bald durchaus in Reichweite sein könnte.

Seinabo Seys Leben wurde stark von ihrer Kindheit in Schweden und Gambia, dem Land ihres Vaters, geprägt. Dem in seiner westafrikanischen Heimat sehr erfolgreichen, 2013 gestorbenen  Popsänger Maudo Sey widmet die Tochter nun das schmerzlich-schöne Abschiedslied Burial. Auf der deutschen Ausgabe von Pretend folgen diesem Songmonument noch zwei poppige Bonus-Tracks - keine glückliche Entscheidung, weniger wäre hier mehr gewesen.

Tourdaten 2016: 26.02. Hamburg - Uebel & Gefährlich, 27.02. Berlin - Columbia Club, 28.02. München - Ampere

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