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Tabea und Tobias Wollner präsentieren "SommerTime & RegenDrops" in historischem Depot Musikalische Revue mit Charme und Esprit

Von Klaus-Peter Voigt 18.07.2012, 03:23

Das Wetter schien bestellt zu sein. Ein lauer Sommerabend vor der Premiere. Nach dem Finale des jüngsten Programms von Tabea und Tobias Wollner hatte der Himmel seine Schleusen geöffnet. Der Tag lag im Trend: wechselhaft. Auf die Revue der beiden Künstler traf diese Beschreibung nicht zu.

Magdeburg l "SommerTime RegenDrops" erwies sich - passend zu den vergangenen Wochen - als goldrichtige Entscheidung für den Titel der Revue. Zum zehnten Mal stehen die Wollners in einem Programm gemeinsam auf der Bühne. Um es vorwegzunehmen, das selbst bereitete Geburtstagsgeschenk im historischen Straßenbahndepot im Magdeburger Stadtteil Sudenburg konnte kaum gelungener sein.

Stimmig die Atmosphäre rundum. Am Eingang wurden an die Zuschauer kleine Eisschirme verteilt. Ein historischer Straßenbahnwagen diente als Kulisse. Davor die schlichte Bühne in Schwarz. Das bot den richtigen Rahmen für das Warten auf einen Zug. Symbolträchtig erhielten en masse mitgebrachte Regenschirme beim Öffnen den Status von Koffern.

Wollners auf Reise und "viel zu viel Gepäck", konstatierte Tobias die Einpackwut seiner Schwester Tabea. Die sah es, ganz Dame, gelassen. Ihr langes, blaues Paillettenkleid, natürlich mit dem passenden Schlitz, setzte den dauerhaften Farbtupfer auf der Bühne. Was macht man nun aber, wenn der Zug nicht kommt? Wollners orientieren sich am Begriff Revue. Der steht nicht allein für ein Nummernprogramm auf der Bühne, sondern auch für Zeitung.

So blätterten sie zwischen den Liedern, stets auf neue in alten Blättern, kommentierten historische Ereignisse in flapsiger Art, brachten damit einen zusätzlichen roten Faden in ihr Programm.

Ach ja, 1969 in Woodstock beim legendären Festival habe es ja auch geregnet, trotzdem waren die 400000 Besucher hochzufrieden. Auch das WM-Fußballspiel von 1952 in Bern musste unter widrigen Witterungsverhältnissen stattfinden. Musikalisch zogen Wollners alle Register. Ihnen gelang es, den klassischen Hit mit leicht schmalzigen Schlagern so zu verbinden, dass das Zuhören einfach nur Spaß machte.

Auch das Publikum agierte als Geräuschkulisse

Zwei Titel von "Vroni" Fischer bildeten den Rahmen für die Programmabfolge. "Auf der Wiese haben wir gelegen" und "Sommernachtsball" schienen wie gemacht für diesen Abend.

Tabea Wollner bewies, wie gut interpretierte Ohrwürmer aus der Mitte der 1970er Jahre auch heute noch das Publikum mitreißen können. Nina Hagens vergessener Farbfilm erreichte den gleichen Effekt. Wunderbar die Fassung des 1969er Titels der Norwegerin Kirsti Sparbo "Ein Student aus Uppsala", einfach nur frisch und temperamentvoll.

Die Zuschauer im Saal blieben bei Wollners nicht in der Rolle der puren Rezipienten. Da wurden Fähigkeiten als Geräuschkulisse gefragt, sollten deren Stimmen das Meeresrauschen ebenso wie der Schrei der Lachmöwe zum Karibikgefühl verhelfen. Dem großartigen Abend konnte sich niemand entziehen.

Tabea Wollner erwies sich als Interpretin, die alle Register ihres mimischen Talents zog. Bei "Ich bin ein Mädchen von Piräus" gelang ihr die Gratwanderung, dem leicht kitschig-anrührenden Titel neue Seiten abzugewinnen. Fast trotzig sang sie das Lied, das packte den Zuhörer.

Auch Bruder Tobias griff in die Trickkiste. Er intonierte "Azuro" in Moll, ein herrliches Kabinettstückchen. Das Zusammenspiel der beiden Akteure war ohne Fehl und Tadel. Szenebeifall und Bravorufe belegten dies augenscheinlich.

Noch ein positives Resümee des Abends. Eine gekonnte Mischung von Titeln aus vielen Jahrzehnten, von Zarah Leanders "Ich steh\' im Regen" über Hermann Preys "Unter einem Regenschirm am Abend" bis zu Manuelas "Monsieur Dupont". Musikalisches und komödiantisches Können gingen nahtlos ineinander über.

Gelegenheit zum Miterleben gibt es allerdings nur noch bis zum kommenden Montag, schade.