Orchester Deutsche Einheit begeisterte bei den Wernigeröder Schlossfestspielen Musikalischer Spielplatz mit quietschvergnügten Zuschauern
Von Hans Walter
Wernigerode. Das Orchester Deutsche Einheit (ODE) unter Leitung von Musikdirektor Christian Fitzner präsentierte am Sonnabend für Kinder zu den 16. Wernigeröder Schlossfestspielen seine aufwändige Produktion "Nola Note auf Orchesterreise".
Die jungen Zuhörer und "ihre" Erwachsenen belohnten das musikalische Vergnügen mit vier Minuten rhythmischem Applaus. Als "Zugabe" gab es das bejubelte einstündige Gastspiel der Kinder-Kunst-Gruppe "Frühling" aus dem chinesischen Zhejiang.
"Nola Note auf Orchesterreise" ist als das große Kinder-Klassik-Abenteuer überschrieben. Thomas Klemm (Komposition) und Petra Grube (Lied- und Sprechertexte) loteten die Möglichkeiten eines großen Klangkörpers voll aus. Dazu war das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode mit jungen Musikern aus Landesjugendorchestern und von Musikhochschulen aus vielen deutschen Ländern zum "ODE" angewachsen.
Beim Berliner Klassik Open Air im Juli 2011 auf dem Gendarmenmarkt feierte "Nola Note" bereits Triumphe.
Ein Orchester als grandioser Abenteuerspielplatz – das ist die Idee. Orchesterchef "Toni Taktstock", Konrad Kontrabass ("Tigerenten"-Moderator Pete Dwojak) und Pina Piccolo (KI.KA-Moderatorin Singa Gätgens) nehmen Nola Note (die erst 14-jährige, sängerisch und schauspielerisch ungemein talentierte Miriam Shawa) mit ihren Erklärungen quasi an die Hand.
Ein Kleidchen mit Klappen und Löchern
Auch optisch sind die Darsteller des höchsten und des tiefsten Instruments auffallende Erscheinungen. Pina Piccolo hat auf ihrem swingenden Kleidchen die Klappen und Tonlöcher einer Piccolo-Flöte. Konrad Kontrabass kommt im festlichen Frack daher, ein Bass-Hals wächst aus dem Kostüm, auf der Brust die vier Kontrabass-Saiten.
In zwölf Stationen stellen sie das Orchester vor – zum Beispiel die Violine: "Die Geige will immer die Erste sein". Dazu intoniert Konzertmeister Krzysztof Baranowski, der 1. Konzertmeister, ein kurzes Solo, begleitet von den vier jungen Sänger-Solisten Paula Ahrens, Maya Boysen, Antonia Winkelmann und Paul Utsch, die auf aufgespannten Regenschirmen die Stimmung der Violine – g, d, a, e – "zum Mitschreiben" verdeutlichen.
Orchesterklang, Lieder, Spiel und Optik sind dabei klug und fantasievoll miteinander verwoben. Die "Gropius-Lerchen" unter Leitung von Stephanie Burger bilden den feinen Backgroundchor.
So lernt Nola Note einzelne Instrumente und das ganze Orchester kennen – die Streicherfamilie, die eleganten Holz- und die glänzenden Blechbläser, die wunderzarte Harfe, das vorlaute Klavier, die Percussions-Fraktion. Immer wieder sind die kleinen Zuhörer zum Mitmachen aufgefordert.
Spürbar quietschvergnügt, wie beim rhythmischen Mitsing-Titel "ram tam, digge digge ding dong, ka womm".
Abschließend intoniert Toni Taktstock alias Christian Fitzner "das große Konzert". Der Komponist Thomas Klemm legte vieles hinein, was jungen und alten Konzertbesuchern lieb und wert ist: ein Concerto Grosso mit basso continuo-Begleitung durch das Cembalo, die Sinfonie classique, imposante Filmmusik, lyrische Hornklänge und tänzerisches Zwischenspiel.
Fürwahr ein wahres Fest des Orchesters! Und großer Jubel für ein ganz außergewöhnliches Konzert!
Traditionen als Ohrenschmaus
Nach kurzer Umbaupause dann das Gastspiel der 47 kleinen Künstler im Alter von acht bis zwölf Jahren der TV-Kunst-Gruppe des Fernsehsenders Zhejiang.
Traditionelle und moderne Solo- und Chorlieder wechselten mit Gruppen- und Solotanz. Gesangs- und Tanzkultur Chinas, prächtige Kostüme und die Vermittlung der Traditionen des Landes wurden zum Augen- und Ohrenschmaus.
Zwei Ereignisse der Hochkultur aus zwei Kulturkreisen, die für Hochgenuss im Fürstlichen Marstall sorgten – übrigens auch in zwei Vorstellungen aufgeführt!