Volksstimme präsentiert "Shadowland" des amerikanischen Tanztheaters Pilobolus Poetische Reise in die Welt der Schatten
Seit Januar ist das US-amerikanische Pilobolus Dance Theatre wieder in Europa zurück, 22 Wochen sind die Tänzerinnen und Tänzer unterwegs. Am Sonntagabend hat "Shadowland" in der Magdeburger GETEC-Arena Schatten auf die Leinwände gezaubert.
Magdeburg l Es steckt nichts Schrilles, Lautes in dieser Show. Wer "Shadowland" sehen will, muss sich auf einen poetischen Abend einstellen, einen Abend mit leisen, märchenhaften Bildern. Autor Steven Banks ("Spongebob") steht für die Story, ein erfolgreicher Kinderbuchautor, der jetzt für Erwachsene die Traumreise eines Mädchens erschaffen hat.
Die beginnt mit einer Kerze, die Licht an eine Wand wirft, die Silhouette eines Mädchens ist zu sehen, wie ein Spiegelbild, das sich in Bewegung setzt. Böse Köche mit großen Mützen, Hackebeil und Messern verfolgen das Mädchen, der Kochtopf steht bereit.
Das Mädchen ist gebettet auf Körpern, eine riesige Hand greift im Traum nach ihr, verwandelt es in ein Hundemädchen. Ihr Kopf hat Schnauze und Ohren. Voller Anmut sind die ersten Szenen, bis das Abenteuer hinter den Leinwänden weitergeht.
Immer wieder lässt das neunköpfige Tanzensemble neue Figuren entstehen, immer weiter führt die wundersame Reise - aus menschlichen Körpern wird ein Auto geformt, es rauscht durch die Nacht, Bäume ziehen vorbei, am Horizont taucht die Skyline einer Großstadt auf. Wenig später geht die Sonne langsam auf, zartes Klavierspiel ertönt, bis sich die Bühne in gleißendes Gelb verwandelt.
Es wird mit Licht und Farben gespielt, die Stimmungen verändern sich. Die Körper der Tänzerinnen und Tänzer verschmelzen, gehen auseinander, schaffen für den Zuschauer aus einem menschlichen Knäuel einen Abend voller Illusionen: Seepferdchen, Elefanten, Quallen, ein Kentaur, zu dem sich das Mädchen hingezogen fühlt. Alles muss passen, jede Bewegung, jeder Standort. Man würde gern den Blick hinter die kleinen und großen Leinwände wagen, um zu sehen, welche ausgeklügelte Präzisionsarbeit hinter all den bewegten Bildern steckt. Aber wenn zwischendurch die Tänzer ins Rampenlicht treten, wird der Blick frei auf die durchtrainierten Körper, die mit Tanz und Artistik all diese poetischen Bilder eines Wunderlandes erschaffen.
Ein Wermutstropfen für Parkett-Karten-Besitzer: Nicht jedermann konnte von dort jederzeit die Schatten-Performance genießen. Viele Zuschauer hatten so ihre Probleme mit den Köpfen der Vorderreihen - ärgerlich bei den Kartenpreisen.
Nach anderthalb Stunden fährt ein Ballon mit dem Schriftzug Magdeburg durch die Lüfte. Das Wort Danke wird geschrieben - natürlich aus menschlichen Leibern.