Promi-Geburtstag vom 13. Juni 2016: Esther Ofarim
Mit Partner Abi Ofarim stürmt sie in den 1960er Jahren die Hitparaden. Später wird es stiller um die israelische Sängerin Esther Ofarim. Seit Jahren lebt das scheue Reh zurückgezogen in Hamburg.
Hamburg (dpa) - Einen besseren Künstlernamen hätte sich Esther Ofarim nicht aussuchen können: Das hebräische Wort Ofarim bedeutet Rehkitz.
Und wie ein scheues Reh wirkt die israelische Sängerin auch: zart und zerbrechlich, mit großen dunklen Augen steht die Sängerin, die in den 1960er Jahren mit Partner und Ehemann Abi als Gesangsduo Abi und Esther Ofarim Karriere machte, auf der Bühne.
Doch wenn die Künstlerin, die heute 75 Jahre alt wird, ihre starke, glockenhelle Stimme erhebt, verzaubert sie ihr Publikum im Nu - wie erst vor wenigen Tagen bei der Gala zum 175. Geburtstag des Hamburger St. Pauli Theaters.
Geboren wurde Ofarim 1941 als Esther Zaied in Safed im damaligen Palästina. Ihre Kindheit verbrachte sie in der Hafenstadt Haifa, was ihr später den Spitznamen Spatz von Haifa einbrachte. Die zierliche Frau mit den dunklen, heute feuerroten Haaren wollte von klein auf Schauspielerin werden, hatte jedoch ein Leben lang mit ihrer starken Schüchternheit und quälendem Lampenfieber zu kämpfen - so möchte die Sängerin zu ihrem Geburtstag auch keine Interviews geben.
Ihre Karriere begann Ende der 1950er Jahre am israelischen Nationaltheater in Tel Aviv. Dort lernte sie auch ihren zukünftigen Mann und Gesangspartner Abi Ofarim kennen. 1963 belegte Esther Ofarim für die Schweiz den zweiten Platz beim Eurovision Song Contest - der Grundstein für eine internationale Karriere war gelegt. Mit Songs wie Cinderella Rockefella und Morning of my Life wurde das Gesangsduo weltberühmt, eroberte die deutschen Hitparaden und verkaufte Millionen von Schallplatten. Doch der große Bühnenerfolg konnte die privaten Spannungen nicht übertünchen: 1969 kam auf dem Karriere-Höhepunkt die Trennung.
Esther Ofarim begann eine Solokarriere und ging später mit ihrem neuen Mann Philipp von Sell nach New York, wo ihr Sohn David geboren wurde. Ein Angebot des Regisseurs Peter Zadek lockte die Sängerin 1984 wieder nach Deutschland. Der Altmeister wollte sie unbedingt für seine Ghetto-Inszenierung (Autor: Joshua Sobol) gewinnen. Ich habe ihn so toll gefunden, dass ich Ja sagen musste, erzählt sie später. Als jüdische Sängerin Chaja feierte sie neben Ulrich Tukur an der Berliner Volksbühne und im Hamburger Schauspielhaus Erfolge.
Danach wird es wieder stiller um Esther Ofarim. Ihr Familienleben habe ohne jeden Zweifel Vorrang vor ihrer Karriere, sagte sie damals. 1998 tritt sie nach 15 Jahren erstmals wieder mit Liederabenden in den Hamburger Kammerspielen und seit 2003 im St. Pauli Theater auf. Die Mischung aus alten hebräischen Liedern, Songs von Leonard Cohen, Kurt Weill, aus amerikanischen Musicals und aus Kuba begeistern das Publikum. Dabei gehört ihre Liebe den Liedern aus ihrer Heimat Israel. Ich bin nicht mehr bereit, etwas zu singen, was mir nicht gefällt oder nicht zu mir passt, sagt sie heute.
In Hamburg wohnt Esther Ofarim seit etlichen Jahren am Grindel, dem ehemaligen Judenviertel. Auf die Frage, wo eigentlich ihr Zuhause ist, antwortete sie einmal: Wenn man das daran misst, wo der Supermarkt, die Ärzte, die Bank und der Steuerberater sitzen, ist mein Zuhause sicherlich Hamburg. Aber eigentlich fühle ich mich überall als Tourist. In Tel Aviv, Paris, München, Hamburg, überall. Den wirklichen Heimatboden suche ich in mir selbst, und diesen physischen Boden kann ich überall auf der Welt finden.