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Grenzgängerin Promi-Geburtstag vom 16. Mai 2017: Emilíana Torrini

Island ist ein kleines Land, aber die Dichte an großartigen Künstlern ist gewaltig. Eine diese Künstlerinnen ist Emilíana Torrini, die mit einem Geburstagsalbum ihre Karriere startete.

Von Wolfgang Marx, dpa 15.05.2017, 23:01

Berlin (dpa) - Wenn man aus Island kommt und Sängerin ist, dann ist ein Vergleich mit Björk scheinbar unausweichlich. Auch Emilíana Torrini musste sich lange damit herumschlagen, dabei setzt sie mehr auf Pop, während das Avantgarde-Konzept von Björk manchmal schwerer verdaulich ist.

Mainstream sind sie beide nicht. Obwohl Emilíana Torrini, die heute 40 Jahre alt wird, durchaus weiß, wie ein Hit funktioniert. Zusammen mit Dan Carey hat sie für Kylie Minogue "Slow" (2003) geschrieben. Angeblich haben die beiden nur eine Stunde für den Nummer-Eins-Hit gebraucht.

Bekannt wurde Emilíana Torrini einer größeren Öffentlichkeit vor allem durch den "Gollum Song" für den Fantasy-Blockbuster "Der Herr der Ringe: Die zwei Türme" (2002). Eigentlich solte Björk das Lied singen, die aber wegen Schwangerschaft abgesagt hatte. Und der Super-Hit "Jungle Drum" (2009) dürfte auch heute noch einigen in den Ohren klingen.

Aber so leicht zu fassen ist die Tochter eines Italieners und einer Isländerin nicht. Zu vielfältig gestaltet sich ihr Oeuvre und ihre Karriere, die einst in einer Kaviar-Fabrik auf Island begann. Dort jobbte die 16-jährige Emilíana, als sie zum 50. Geburtstag ihres Vaters ein paar Jazz- und Blues-Songs aufnahm. Daraus wurde ein ganzes Album, das schließlich auf Platz eins der isländischen Charts kletterte.

Nachdem Emilíana Torrini eine Zeit lang in Bars, Restaurants und Clubs gesungen hatte, ging sie mit 21 Jahren nach England, um eine internationale musikalische Karriere zu starten. Und das hat die Isländerin gepackt, die "NPR" mal "Islands wärmste Stimme" genannt hat.

Dabei nimmt sich Emilíana Torrini alle musikalischen Freiheiten heraus. War ihr Album "Love in the Time of Science" (1999) noch stark vom Trip-Hop beeinflusst, brachte sie danach mit "Fisherman's Woman" (2005) ein feines Folk-Album heraus. Grenzen scheint es für diese Ausnahmekünstlerin, deren Stimme noch immer etwas Mädchenhaftes anhaftet, nicht zu kennen.

Mit dem belgische Kammerorchester The Colorist nahm sie im letzten Jahr einige ihrer Songs neu auf, die hauchzart und von einer oft filigranen Leichtigkeit zwischen Elektro-Pop, Neoklassik und Jazz pendeln.

Aufregend auch ihr aktuelles Projekt mit dem legendären Scratch-DJ, Produzenten und Komponisten Kid Koala. Die Idee, die dem Ambient-Album "Music To DrawTo: Satellite" (2017) zugrunde liegt, ist eine Marsmission, durch die zwei Liebende voneinander getrennt werden. Und obwohl die Aufnahmen in Montreal stattfanden, ist hier die Landschaft Islands spürbar nahe.