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Ein Raum, viel Leben Spielen ums Sofa: So wird das Wohnzimmer familienfreundlich

Überall Spielzeug und Chaos? Was Eltern tun können, damit das Wohnzimmer nicht zum zweiten Kinderzimmer wird - und sich dennoch alle wohlfühlen.

Von Evelyn Steinbach, dpa 24.12.2025, 00:05
Das Wohnzimmer kann tagsüber Spielfläche und abends Rückzugsort sein: Flexible Raumgestaltung hilft, die Bedürfnisse von Kindern und Eltern zu vereinen.
Das Wohnzimmer kann tagsüber Spielfläche und abends Rückzugsort sein: Flexible Raumgestaltung hilft, die Bedürfnisse von Kindern und Eltern zu vereinen. Julian Stratenschulte/dpa/dpa-tmn

Waiblingen/Würzburg - Im Wohnzimmer prallen oft zwei Welten aufeinander: Für Eltern soll es ein ordentlicher Ort zum Entspannen sein, Kinder wollen dort vor allem spielen – und hinterlassen dabei gern mal Chaos. Kann man diese Gegensätze überhaupt unter einen Hut bringen?

Man kann es zumindest versuchen. Etwa, indem das Wohnzimmer zu unterschiedlichen Tageszeiten unterschiedliche Rollen zugeteilt bekommt. „Das Wohnzimmer ist Bühne und Backstage zugleich“, sagt die Einrichtungsberaterin Angelika Hinz. Tagsüber dient es als Bühne für kleine Entdecker, abends als ruhiger Salon. 

Entscheidend dabei: dass sich nach dem Spielen möglichst fix wieder Ruhe in den Raum bringen lässt. Damit das klappt, kann man bei der Einrichtung auf ruhige Farben setzen. „Wenn die Gestaltung neutral bleibt, lässt sie sich schnell verwandeln“, so Hinz. 

Ein weiterer Tipp: Der Blick vom Sofa sollte frei bleiben, während sich Stauraum und Spielbereich seitlich oder dahinter befinden – in einem 90-Grad-Winkel zur Hauptblickachse. „Der beste Trick für optische Ruhe ist Tarnung“, sagt Hinz. 

Spielecke einplanen, Höhlen einrichten

Sinnvoll in jedem Fall: eine Spielecke einrichten. Kinder mögen es, „wenn ein für sie begreifbarer Raum entsteht“, sagt Gottfried Schilling. Er ist Schreiner und Erzieher aus Würzburg, plant Raumkonzepte und Kinderspielräume, unter anderem für Kindertagesstätten. 

Eine Spielecke signalisiert: „Hier bin ich willkommen“, so Schilling. Am einfachsten definiert man sie im Wohnraum mit einem Teppich. „Podeste klingen zwar auch spannend, sind aber Stolperfallen“, warnt Angelika Hinz. Und sie nehmen Licht, Raum und Leichtigkeit, lassen den Raum kleiner und beengter wirken. Kinder fühlen sich aber dort am wohlsten, wo es hell ist. Meist in der Nähe bodentiefer Fenster.

Eine Alternative zur offenen Spielfläche: ein Spielhäuschen einrichten. „Es gibt Struktur, Geborgenheit und eine klare Grenze: Hier bin ich, hier kann ich spielen“, sagt Gottfried Schilling. 

Auch ein Tipi oder eine Kuschelhöhle kann Angelika Hinz zufolge ein „emotionaler Rückzugsort“ für die Kleinen sein. Entweder dauerhaft, wenn genug Platz im Wohnzimmer ist, oder als Wochenendritual, wenn das Zelt gemeinsam aufgebaut wird. Auf Stücke mit schrillen Prints und viel Plastik sollte man dem Wohn- und Wohlgefühl zuliebe aber besser verzichten. Natürliche Stoffe und sanfte Farben bringen den Raum eher zur Ruhe. Wer mag, kann auch eine Lichterkette anbauen. Im Endeffekt sollte der Spielort zur übrigen Einrichtung passen. 

Und manchmal liegt der Zauber gänzlich im Verborgenen. „Hinter dem Sofa entsteht das beste Geheimversteck“, sagt Gottfried Schilling. Einen ausreichend großen Spalt lassen, Kissen hinein, fertig ist das Lager. Wer wenig Platz hat, kann eine Kuschelhöhle auch wie einen kleinen Baldachin an der Decke befestigen. Sie lässt sich tagsüber zum Spielen oder abends zum Entspannen herunterziehen - und verschwindet danach platzsparend wieder nach oben.

Ab in die Kiste

Familienfreundliche Wohnzimmer brauchen Möbel und Materialien, die aushalten, dass Kinder sie benutzen. Runde Ecken und stabile Materialien schützen kleine Entdecker. Sofas sollten robust sein und abnehmbare, waschbare Bezüge haben. 

In der Spielecke empfiehlt Schilling einen niedrigen Tisch zum Malen. Sein Rat: „Kein Stuhl, lieber auf Knien malen.“ Der Stuhl schaffe unnötige Unruhe im Raum. Als Unterlage eignet sich laut Angelika Hinz ein runder, melierter Kurzflorteppich. Er dämpft Geräusche und kaschiert Flecken.

Für Ordnung nach dem Spielen sorgen Boxen, Truhen und Co. „Besonders wohnlich sind Körbe, die in offenen Regalen stehen“, sagt Christine Scharrenbroch vom Verband der Deutschen Möbelindustrie. Sie empfiehlt außerdem Sofas mit Schubladen sowie Sitzbänke und Sitzhocker, die sich aufklappen lassen und damit unter der Sitzfläche Stauraum bieten.

Idealerweise sind die Aufbewahrungssysteme so gestaltet, dass auch Kinder selbstständig aufräumen können. „Soft-Close-Systeme an Schubladen und Türen schützen kleine Finger“, so Scharrenbroch.

Und manchmal ist weniger mehr. Etwa bei den Boxen zum Verstauen. Einrichterin Hinz empfiehlt, statt zwölf kleine lieber zwei bis drei große Themenboxen zu nutzen: Zum Beispiel eine fürs Malen, eine fürs Bauen, eine für Kuscheltiere und -decken. Haben die Körbe, Boxen oder Rollcontainer den gleichen Farbton wie Sofa oder Teppich, halten sie den Raum ruhig. Materialien wie Bast oder Stoff tun ihr Übriges. Sie wirken wohnlicher, leiser und fügen sich besser in Räume ein als Plastik.

Spielzeug wechsel dich

Spielecke hin oder her: Nicht alle Spielsachen müssen im Wohnzimmer untergebracht werden. Wer ein Kinderzimmer zur Verfügung hat, kann eine bewusste Auswahl treffen – und so für Ruhe und Übersicht sorgen. Lieblingsspiele und Bücher dürfen bleiben, der Rest wandert ins Kinderzimmer. Zumindest zeitweise. 

„Spielzeugrotation ist ein einfacher Trick“, sagt Angelika Hinz. Jede Woche kommt eine neue Box ins Spiel, zum Beispiel immer freitags. „Das hält die Neugier wach und den Raum frei.“