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Kritischer Blick auf die USA Promi-Geburtstag vom 20. November 2016: Don DeLillo

Don DeLillo hat sich als Chronist amerikanischer Ängste und Verschwörungstheorien einen Namen gemacht. Der Sohn italienischer Einwanderer gilt als einer der brillantesten Kritiker seines Landes. Zu seinem 80. Geburtstag sind seine Themen aktueller denn je.

Von Nada Weigelt und Gisela Ostwald, dpa 19.11.2016, 23:01

New York (dpa) - Einsamkeit und Entfremdung, Verlust und Verschwörung - es ist eine düstere Welt, in die Don DeLillo seine Leser führt. Seit mehr als 40 Jahren seziert der US-Autor seine Heimat mit kritischem Blick und entwirft das verstörende Bild einer Massen- und Medienwelt, die dem Einzelnen keine Chance mehr lässt.

Nach der Wahl von Donald Trump zum 45. US-Präsidenten haben seine Werke sich ganz unverhofft in die Gegenwart der Amerikaner zurückkatapultiert.

Spätestens seit seinem 1996 erschienenen Roman "Unterwelt" gilt DeLillo als einer der Favoriten für den Literatur-Nobelpreis, zu dem es bisher allerdings nicht reichte. Zusammen mit Philip Roth, Thomas Pynchon und Cormac McCarthy wird er zu den großen Meistern der amerikanischen Gegenwartsliteratur gezählt. "Selten ist so klug, so witzig und auch so giftig über die Amerikaner und ihren Alltag geschrieben worden", urteilte ein Kritiker einmal.

Anders als seine Kollegen scheut DeLillo die Öffentlichkeit nicht, kommentiert in "Rolling Stone" und "The New Yorker", gibt Vorlesungen, hin und wieder auch ein Interview. So sagte er dem "Zeit-Magazin" im Frühjahr 2007: "Es ist nicht so, dass mir ein zeitgeschichtliches Phänomen auffällt und ich es geschickt in einen Roman einbaue. Ich schreibe unbewusst."

Das Epos "Unterwelt", von der Kritik als "Jahrhundertwerk" gefeiert, machte den Sohn einfacher italienischer Einwanderer auch international zum Star. In dem 800-Seiten-Roman liefert er ein grandioses Kaleidoskop der USA in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es war bereits der elfte Roman DeLillos, und erstmals klingt darin auch seine eigene Geschichte an.

In einem italo-amerikanischen Viertel der Bronx in New York aufgewachsen, studiert er Theologie und Philosophie und hält sich mit Gelegenheitsarbeiten - etwa als Parkwächter - über Wasser. Mit 28 kündigt er seinen Job als Werbetexter und wird Schriftsteller. 1971 stellt er sein Romandebüt "Americana" vor, eine Geschichte über den Ausstieg eines erfolgreichen Filmemachers aus der großen Kinomaschinerie.

Mehr als 15 Romane hat der Meisterautor bisher geschrieben, zuletzt kam 2016 "Zero K" heraus. Für sein Werk ist er vielfach ausgezeichnet worden, unter anderem von der renommierten Library of Congress. Für "Weißes Rauschen", eine bittere Satire über die Bedrohung einer amerikanischen Kleinstadt durch eine Giftwolke, erhielt er 1985 den begehrten National Book Award, für "Mao II" 1992 den PEN-Faulkner-Preis.

Viele, wenn nicht alle fiktionale Werke DeLillos vermitteln die Stimmung einer Welt, die auf beängstigende Weise aufgerüttelt wurde. "Ja, ich denke, meine Arbeit ist beeinflusst von der Tatsache, dass wir in gefährlichen Zeiten leben", sagte der Schriftsteller der "Chicago Tribune" im Jahr 2012. Während Millionen Amerikaner und große Teile der Weltgemeinschaft bangend abwarten, wie der neue Präsident Trump die mächtigste Militär- und Wirtschaftsmacht der Welt führen wird, könnte DeLillos Werke passender kaum sein.

Website der DeLillo-Gesellschaft