Skandal-Regisseur Promi-Geburtstag vom 27. Dezember 2016: Gaspar Noé
Seine Filme sind brutal, verstörend und zeigen ungeschminkt Sex, Gewalt und Drogenkonsum. Damit sorgt Gaspar Noé regelmäßig für Aufregung.
Berlin (dpa) - Bei dem Skandal-Regisseur Gaspar Noé, der heute 53 Jahre alt wird, muss man auf alles gefasst. Entsprechend groß war die Spannung beim Filmfestival in Cannes, wo sein aktueller Film "Love" 2015 Premiere feierte - und wegen seiner expliziten Sexszenen schon im Vorfeld für reichlich Wirbel sorgte.
Ist das schon Kunst oder ist das noch Porno? Diese Frage haben sich viele der Zuschauer gestellt, als die ersten Minuten von "Love" angelaufen waren, wo ein junges Paar sich nackt und unverstellt vor der Kamera gegenseitig mit der Hand befriedigte.
Seine Idee hinter "Love" sei es gewesen, den Sex zu feiern und ihn ohne moralischen Zeigefinger zu zeigen, wie es gewöhnlich in den meisten Mainstream-Filmen der Fall sei, meinte Gaspar Noé, der im Grunde seines Herzens ein Undergound-Filmer geblieben ist. In der Tat ist "Love" auch ein großer Liebesfilm, der von Leidenschaft, Ekstase und der Zerbrechlichkeit des Glücks handelt.
Dabei verzichtet der Regisseur diesmal auf seine sonst so schockierenden Gewaltszenen. "Die einzige Gewalt in dem ganzen Film kommt durch die Liebenden selbst, die einander verletzen", schrieb Noé im Begleitheft zum Filmfestival. Und so blieb der Skandal auch aus...
Ganz anders sah das 2002 in Cannes aus, als das Publikum scharenweise bei der Premiere von "Irreversible" das Kino verließ. Zu schockierend war ein extrem brutaler Totschlag und die furchtbar lange Vergewaltigung einer Frau.
Keine Frage, Gaspar Noé lotet Grenzen aus. Dazu gehört auch, dass der Regisseur dabei immer wieder mal über das Ziel hinausschießt. "Ich wäre enttäuscht, wenn das Publikum nicht buhen würde", sagte der Schauspieler Vincent Cassell, der in "Irreversible" seiner tierischen Seite freien Lauf lässt.
Noé schält häufig den animalischen Kern des Menschen heraus - und zeigt das. "Noch bevor Menschen moralische Wesen sind, sind sie meistens Tiere, die um Dominanz und das Überleben kämpfen", sagte der Regisseur im Interview mit der britischen Zeitung "The Guardian". Eine gewisse Misantropie kann man dem Regisseur nicht absprechen.
Das muss nicht gefallen, man kann sich mit Grausen abwenden - aber Diskussionen stößt das Enfant terrible der Filmszene immerhin immer wieder damit an. "Ich hatte die besten und die schlimmsten Kritiken", sagte Noé über sein polarisierendes Werk, das niemanden kalt lassen kann.
Und immer wieder wird er zum Filmfestival nach Cannes eingeladen, wo er für seinem Film "Carne" (1991), ein brutales Drama über einen Pferdeschlächter und seine stumme Tochter, ausgezeichnet wurde. Auch mit dem Drogen-Drama "Enter the Void" war er 2009 dort vertreten. Ob er sich vorstellen können, einen Film ohne einen Haufen Sex zu drehen, wurde er im "Guardian"-Interview gefragt. "Natürlich", antwortete Gaspar Noé. "Ich will auch mal einen Kinderfilm drehen."
Der in Argentinien geborene Gaspar Noé verbrachte seine Kindheit zwischen Buenos Aires und Paris. Nachdem er im Alter von sieben Jahren Stanley Kubricks Sci-Fi-Klassiker "2001: Odyssee im Weltraum" sah, wollte er Filmemacherwerden. Danach war er fast jeden Tag im Kino und begann mit 17 Jahren seine Ausbildung an der Filmhochschule in Paris.