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Film und Fotografie Promi-Geburtstag vom 30. Mai 2017: Agnès Varda

Seit den frühen Tagen der Nouvelle Vague ist sie eine feste Größe des französischen Kinos. Agnès Varda hat einen neuen Film gedreht.

29.05.2017, 23:01

Berlin (dpa) - Filmemachen hält jung. Gerade erst hat Agnès Varda ihr neuestes Werk "Visages, Villages" bei den Filmfestspielen in Cannes vorgestellt, eine originelle Dokumentation über französische Landschaften und Gesichter, die Varda zusammen mit dem Künstler JR. gedreht hat.

Zum ersten Mal in ihrem Leben hat die große Regisseurin und Cineastin mit einem Co-Regisseur zusammengearbeitet, aber immerhin feiert Agnès Varda am 30. Mai auch schon ihren 89. Geburtstag

Agnès Varda hat mit kleinen Dingen große Karriere gemacht. In "Die Sammler und die Sammlerin" stapft die französische Filmemacherin durch Ackerfelder und entdeckt eine Kartoffel in Herzform.

Weil sie begeistert über die schöne Form ist, wird sie gefilmt. Und weil eine Kartoffel so schön sein kann, hat sie "Patatutopia" geschaffen, eine der Kartoffel gewidmete Installation.

"Ich interessiere mich für banale Dinge, die auf den ersten Blick gewöhnlich wirken und auf die niemand achtet", erklärte sie einmal.

Ob in ihren Kunstwerken oder Filmen wie "Vogelfrei": ihre Arbeit zeichnet sich durch viel Neugier am Alltäglichen sowie Respekt aus. Erfolg und Karriere sucht sie nicht. "Ich will die Menschen sensibilisieren, sie ansprechen, sie berühren. Wenn ich das schaffe, bin ich glücklich."

Die kleine, runde Frau mit ihrer ewig gleichen, helmartigen Pagenfrisur will mit wenig viel sagen. "Ich mache bewusst, dass es neben der einen kleinen Geschichte viele andere gibt", sagte sie in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa anlässlich einer Ausstellung in der südfranzösischen Hafenstadt Sète im Jahr 2011.

Oft filmt sie am Rande der Gesellschaft lebende Menschen. In "Vogelfrei" (1985) erzählte sie von einer Frau, die als Landstreicherin durch Südfrankreich zieht und den Kältetod stirbt. In "Die Witwen von Noirmoutier" („Quelques veuves de Noirmoutier“, 2006) zeigte sie bewegende Frauenporträts.

Warum diese Insel und warum Witwen? Weil sie mit ihrem Mann Jacques Demy seit 1962 regelmäßig auf der Atlantikinsel ihren Urlaub verbracht habe und weil ihr Mann seit 1990 tot sei. "Wer weiß schon, wie Seefahrer- und Fischerwitwen heute leben", führte sie aus.

Varda wurde als Tochter eines Griechen und einer Französin in Brüssel geboren, flüchtete jedoch während des Zweiten Weltkriegs mit ihren Eltern nach Sète. In Paris besuchte sie die Pariser Hochschule für Fotografie und arbeitete beim ersten Theaterfestival in Avignon 1947 als Bühnenfotografin.

Als Fotoreporterin reiste sie durch China, Afrika, Amerika und die Sowjetunion. Erst Anfang der 50er Jahre näherte sie sich den laufenden Bildern. Mit dem halbdokumentarischen Kurzfilm "La Pointe-Courte" (etwa: Die kurze Spitze) über das Leben eines Paares in ihrem Fischerdorf feierte sie 1955 ihr Debüt als Filmemacherin und Pionierin des Autorenkinos.

Ihren Durchbruch schaffte sie jedoch erst Jahre später mit "Cleo – Mittwoch zwischen 5 und 7" (1962) – ihrem ersten langen Spielfilm über objektive und subjektive Zeit. Zeit, die für sie immer kostbarer wird.

"In meinem Alter gibt es zwei Haltungen: Entweder man wartet in aller Ruhe auf das Ende oder aber man beeilt sich, weil man noch viel unternehmen will. Für mich trifft Letzteres zu. Ich habe keine Zeit mehr zu verlieren."