Promi-Geburtstag vom 7. Mai 2016: Carmen Thomas
Carmen Thomas hat viele Sendungen moderiert, aber der Grund, warum Millionen Menschen sie heute immer noch kennen, ist ein Versprecher. Inzwischen hilft sie anderen dabei, ihre Kommunikation zu verbessern. Auch Angela Merkel würde sie gerne etwas beibringen.
Köln (dpa) - Wer Carmen Thomas sagt, sagt auch Schalke 05. Als erste Moderatorin des Aktuellen Sportstudios unterlief ihr 1973 der legendäre Versprecher, weil in der Sendung ziemlich viele Fünfen vorkamen.
Heute, am 7. Mai, wird die Journalistin 70 Jahre alt - und der Versprecher ist immer noch präsent. Nach 43 Jahren.
Vorletzten Samstag hab' ich mir auf Schalke ein Spiel angesehen, erzählt Thomas in einem Kölner Café. Ganz privat, in meiner Eigenschaft als Mensch. Ein so faszinierendes Klima in diesem tollen Stadion. Groll gegen den Verein hegt sie nicht - im Gegenteil, sie fühlt sich auf besondere Weise mit ihm verbunden.
Eigentlich dürften sich an den Versprecher ja nur noch die Älteren erinnern, aber erstaunlicherweise ist dem nicht so. Thomas hat festgestellt: Sogar Kinder wissen davon. Die Story wird offenbar an die nächste Generation weitergereicht. Schon vor langer Zeit hat sie sich entschlossen, die Sache positiv zu sehen: Ein Zuschauer hat mir dazu mal geschrieben: Wenn Sie es nicht selbst gesagt hätten, hätte es eine Werbeagentur für Sie erfinden müssen.
Tatsächlich habe ihr der Versprecher immer nur genützt. Bei ihrer späteren Radiosendung Hallo Ü-Wagen - einer wirklichen Kultsendung in Nordrhein-Westfalen - hätten sich die Leute unter anderem deshalb so unbefangen geäußert, weil sie sich gedacht hätten: Bei der darf ich mich auch versprechen.
Schon seit mehr als 20 Jahren moderiert sie nun nicht mehr für Radio oder Fernsehen, stattdessen betreibt sie eine Akademie für Kommunikationsoptimierung. Und auch da habe ihr Schalke 05 wieder geholfen, denn wenn jemand sowas öffentlich durchstehe, habe das Vorbildcharakter. Devise: Egal was passiert: Es kann besser weitergehen.
Um zu illustrieren, was man bei ihr lernen kann, zückt sie eine Schautafel, auf der unter anderem Angela Merkel mit ihren zur Raute gespreizten Händen zu sehen ist. Auf Thomas wirkt das abwehrend. Machen Sie die Geste doch mal nach: völlig künstlich. Kann sein, dass ihr jemand gesagt hat: Machen Sie Akupressur, wenn Sie angespannt oder aufgeregt sind. Und außerdem wissen Sie dann auf jeder Bühne, wohin mit den Händen.
Carmen Thomas empfiehlt in solchen Fällen, einen Gegenstand in die Hand zu nehmen. Und zwar einen mit möglichst intelligenter Botschaft. Was das genau ist, wird natürlich stets individuell erarbeitet. Zur Veranschaulichung stellt sie eine Teeuhr mit königsblauem Sand auf den Tisch, die von unten nach oben leerläuft. Das ist ein Symbol dafür, dass Ändern möglich ist, erklärt sie. Ein mögliches Mitbringsel auch für Putin oder Seehofer. Ich habe ein ganzes Arsenal solcher Gegenstände. Wenn Merkel bei Pressekonferenzen einen solchen Gegenstand in der Hand hätte, könne das die Journalisten dazu bringen, über pfiffige Symbol-Botschaften zu berichten, glaubt sie.
Ob Merkel den Rat beherzigen würde? Man kann da so seine Zweifel haben... Sicher ist jedoch, dass sie Carmen Thomas kennt. Oder zumindest ihren Versprecher. In einem Interview der Bild am Sonntag vor Beginn der Fußball-WM 2006 wurde sie danach gefragt. Ihre Reaktion: Das ist ja wieder typisch, dass Sie mit Carmen Thomas anfangen. Nach dem Motto: Das passiert, wenn Frauen sich in den Fußball einmischen.