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Düstere Beschwörungen Promi-Geburtstag vom 9. Oktober 2016: PJ Harvey

Vor 24 Jahren erschien das erste Album von PJ Harvey. Ihre Songs sind düster und zuweilen sperrig - aber immer spannend.

08.10.2016, 23:01

Berlin (dpa) - Krieg, verschwundene Kinder, Zentren der Macht: Auf ihrem aktuellen Album verarbeitet die britische Alternative-Rock-Musikerin PJ Harvey harten Tobak - und persönliche Erinnerungen an Reisen etwa nach Afghanistan.

The Hope Six Demolition Project (2016) ist ein gewaltiger Reisebericht, noch dazu ein politischer. Protestlieder im klassischen Sinne könnte man sie nennen.

1992 beschrieb sich Polly Jean Harvey, die heute 47 Jahre alt wird, in einem Interview noch als nach innen gerichtete Person, die sich zu selten mit politischen Themen auseinandersetze. Spätestens mit dem Vorgängeralbum Let England Shake (2011) hat die zweifache Mercury-Preisträgerin gezeigt, wie politisch sie ist - jetzt heißen Songs The Ministry of Defence oder Near the Memorials to Vietnam and Lincoln.

Die Lieder von Polly Jean Harvey sind eine Reise zu den Abgründen des Lebens. Anleihen beim Punk, bei den frühen Songwritern und sogar beim Blues sind die Fundamente, in die sich die aufwühlende Stimme PJ Harveys gräbt. Immer wieder wird sie in einem Atemzug mit Nick Cave, Tom Waits oder Patti Smith genannt.

Das Verstörende und das Ästhetische unter einen Hut zu bekommen, beherrscht die Sängerin dabei wie kaum eine andere Künstlerin, die schreiend, gurrend und zirpend ihre Stimme durch alle Höhen und Tiefen jagt und eindringlich unterstreicht, dass gute Musik nicht unbedingt schön sein muss.

Am bekanntesten ist die Britin für ihr musikalisches Werk, aber ihre Schaffenskraft erschöpft sich keinesfalls in diesem Gebiet. Außerhalb des Studios und abseits der Bühne betätigt sie sich auch als Schauspielerin, Lyrikerin, Bildhauerin und Malerin. Stillstand existiert nicht in PJ Harveys kreativer Welt.

Ihre Inspiration? Ich bin wahrscheinlich mehr von Filmemachern und Malern beeinflusst als durch andere Songwriter oder Dichter, sagte sie im Interview mit der britischen Zeitung The Guardian. Ich sehe Bilder, sehe die Handlung und dann muss ich das nur noch aufschreiben.

Was PJ Harvey in ihren Lyrics verhandelt, ist morbide, dunkel und schmerzhaft; so schmerzhaft, dass es für Erleichterung sorgt zu wissen, dass die Künstlerin sich stets dagegen verwehrt hat, dass ihr Texte als autobiografisch wahrgenommen werden.