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Das Erste zeigt mit "Uns trennt das Leben" einen Film über den Tod eines Kindes und die Folgen für die Hinterbliebenen Psychodrama als tiefgründiges Mosaik von Alltagsgeschichten

03.04.2012, 03:18

Berlin (dapd) l Tine, sechs Jahre alt, wird erschlagen - von einem Stein, den der achtjährige David nach ihr geworfen hat. Das Psychodrama "Uns trennt das Leben", das das Erste morgen ab 20.15 zeigt, ist harter Stoff.

Jungregisseur Alexander Dierbach macht daraus ein tiefgründiges Mosaik von Alltagsgeschichten, in dem die Figuren nicht nur den Tod des Mädchens, sondern auch ihre eigenen Träume und Ängste verarbeiten müssen.

Tines Mutter Sabine (Jasmin Schwiers) verliert mit dem Tod ihrer Tochter jeden Halt. Sie erstarrt im Schockzustand und verbarrikadiert sich innerlich, selbst vor ihrem Mann.

"Das fand ich so spannend an dieser Figur", sagt Darstellerin Schwiers. "Dass sie einfach nicht weiterkommt, weil sie diese eine Sekunde nicht überwinden kann in ihrem Kopf."

Sabine weiß nur eins: Sie muss den Jungen sehen, der ihre Tochter getötet hat. Natürlich war es ein Unfall - davon zeigt sich Davids Mutter Constanze (Anneke Kim Sarnau) überzeugt. Doch auch sie ringt mit dem Leben, das sie mit ihrem Sohn führt. Die Suche nach einem neuen Vater für ihre kleine Familie nimmt ihr mehr Kraft, als der Job im Callcenter übrig lässt.

Als David immer wieder ausbüxt, stellt sie ihn mit Tabletten ruhig - in der Hoffnung, mit dem nächsten Date ihr Leben reparieren zu können.

"Es tut geradezu weh, zu sehen, dass diese Frau nicht aus ihrer Haut heraus kann", sagt Anneke Kim Sarnau. "Aber je mehr es wehtut, desto besser - man will ja was erleben."

Die Schuldfrage verliert sich im Netz der Konflikte

Wieso hat David den Stein geworfen? Das soll die junge Psychologin Nora (Julia Koschitz) herausfinden. Auch sie hat es allerdings nicht leicht: In der Klinik muss sie sich gegen die Profilierungssucht ihres Chefs durchsetzen, um ihre Karriere zu retten. Und sie bekommt ein Kind von ihrem Freund Tim, der in finanziellen Nöten steckt. "Sie kreist da um eine auch mir sehr vertraute Frage: Wie soll das gehen?", sagt Julia Koschitz.

"Uns trennt das Leben" - dieser Titel trifft auf all die Figuren zu, denen die Umstände des Alltags im Weg stehen und die Sicht versperren. Die Frage nach Schuld, die die Katastrophe zunächst nahelegt, verliert sich im dichten Netz der Zwänge, Träume und Konflikte eines authentisch erzählten Alltagslebens.

So entkommt der Film Schwarz-Weiß-Malerei und ermutigt sein Publikum, selbst die Perspektiven zu wechseln.