Neue Ausstellung in der Magdeburger Galerie Himmelreich Rechenkunst aus Heidelberg
Kunst im Austausch, Kunst bewegt sich, sucht den Kontakt. Heidelberger Künstler haben sich aufgemacht, um sich in Magdeburg vorzustellen. In der Galerie "Himmelreich" präsentieren sie bis noch zum 2. September eine kleine, feine Werkschau. Im Gegenzug reisen Berufskollegen aus der Region im kommenden Jahr in den Süden zum Gegenbesuch.
Von Klaus-Peter Voigt
Magdeburg. Malerei, Grafik, Bildhauerei und Fotografie sind vertreten. Der Überblick und die Art der Genres machen Spaß, lassen allerdings – wegen des großen Aufwands bedauerlich – ein wenig Opulenz vermissen. Ein paar Stücke mehr hätten der Exposition gut getan, ohne dass der Himmelreich-Rahmen gesprengt worden wäre.
Das Thema "Rechenkunst" steht über der Schau. Das lässt Raum für lustvolle Gedanken und Fantasien. Lynn Schoene hat eine Uhr als Ausgangspunkt ihrer Betrachtung gewählt. Auf der quadratischen Leinwand gibt sie mit "Stop the Clock" neue Lösungswege vor. Rechnen kann man auch mit der Zeit, die diesmal allerdings durch das Hinzufügen kleiner Röhrenabschnitte regelrecht verschwimmt, ihre bedeutungsvolle Klarheit verliert. Minuten und Stunden bleiben schemenhaft, verschwimmen durch die aufgesetzte Struktur, die sich wie ein Schleier ausbreitet.
Klaus Staeck beweist sich traditionell mit Fotocollagen. "Mittwochslotto" heißt seine Serie – aber warum verwendete er als Basis Spielscheine der Sonnabendziehung? Mit dem Rätsel muss man sich beschäftigen.
Der Künstler will wohl auch auf diese Weise ein wenig provozieren, den Geist wecken. Ein Komet, ein Krokodil und die Pyramiden lassen unkonventionelle Hinweise zu, wie das Rechenexempel Lotto nachzuvollziehen ist.
Was erwarte ich, was ist möglich oder wird der scheinbar Dumme zum Schluss vom symbolträchtigen Raubtier verschlungen?
Mit "Gebrochener Ordnung" weicht auch Günter Braun der klassisch anmutenden Rechenkunst ein wenig aus. Der wuchtige Diabas-Block wurde von ihm akribisch bearbeitet.
Ein Blick ins Innere des Materials
Die hochglänzende Oberfläche bildet schließlich einen Kontrast zum aufgebrochenen Material, das augenscheinlich das gesamte Gefüge verschoben hat. So ist der Blick in das Innere des Materials möglich, als hätte man sich in der Planung für das bildhauerische Konstrukt verrechnet.
Bei Helga von Jena ist diese Gratwanderung zum eigentlichen Thema ähnlich. Ihre Farbflächen sieht sie als Punkte und Mengen, die komplexe Zahlenräume symbolisieren sollen. Dagegen treibt Dirk Klomann ein wenig Schabernack, übertreibt, macht sich sein eigenes Bild von den Zahlen. Beim archaisch anmutenden Bild "Sonderangebot" schreibt der Künstler seine Preisvorstellung offen und deutlich erkennbar ins Motiv. Er hätte eben gern 10000 Euro für sein Kunstwerk und hält mit dieser Idee keineswegs hinterm Berg.
Die Heidelberger Künstler haben in ihrer Heimat eine eigene Galerie in der Altstadt. Parallelen zum Magdeburger "Himmelreich" sind augenscheinlich.
Im Jahr werden dort etwa zehn Ausstellungen von Vereinsmitgliedern und Gästen gezeigt. Zum Programm gehören ein Schülerwettbewerb, eine vorweihnachtliche Verkaufsaktion mit originellen Beiträgen der eigenen Künstler. Eine kleine Werkstatt gehört dazu, Gästezimmer finden sich ebenso.