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Rossini-Quartett Das erste Konzert

Noch bis Mittwoch sind Theater und Kinos im Land dicht, noch gibt es keine Konzerte. Und doch musizierte das Magdeburger Rossini-Quartett.

Von Grit Warnat 25.05.2020, 01:01

Hillersleben l Die weithin sichtbare Klosterkirche St. Laurentius in Hillersleben (Landkreis Börde) war in den vergangenen Jahren gut besuchter Auftakt­ort für die Romanik-Tour des Magdeburger Rossini-Quartetts. Auch 2020, der 18. Auflage der Tour, hatten sich die Musiker um Geiger Marco Reiß vorgenommen, ihre Musikreihe im Mai in der Klosterkirche zu starten. Am Sonnabend musizierten sie denn auch, obwohl das Ensemble mit seinen geladenen Künstlern durch die Corona-Veranstaltungs-Einschränkungen noch kein Konzert hätte geben dürfen. Die Gemeinde aber hatte zum Gottesdienst geladen – mit Musik.

Und so war vieles anders bei diesem Musikreihe-Auftakt – nicht nur des geforderten Persönliche-Angaben-Eintrags am Eingang wegen. Es gab keinen vollen Kirchenraum wie sonst, wenn Rossini in dieses Gemäuer lädt. Zwar waren die Stühle im hellen Schiff allesamt belegt, aber sie waren eben auch sehr luftig gestellt. 50 Gästen wurde Einlass gewährt.

Pfarrer Johannes Könitz begrüßte, sprach das Ungewohnte an, auch Mut und Demut in diesen Tagen. Zwischen Psalmen gab es Musik bis in die Moderne. Werke von Bach, Händel und Gulio Caccini sowie Reinhard Seehafers Stück „Die Wüste hat zwölf Ding“ belebten den Kirchenraum mit seiner großen Akustik. Vor allem Seehafers musikalische Meditation nach Worten der Mystikerin Mechthild von Magdeburg führte mit saftem Trompetenklang und dem Gesang von Kammersängerin Undine Dreißig zurück ins Mittelalter, in eine Zeit, in der der Benediktinerorden dieses Kloster erblühen ließ.

Heute sieht der Besucher romanische und gotische Ursprünge, Neuerungen im neoromanischen Stil, die restaurierte Apsis mit ihrer blauen, das Innere dominierenden Ausmalung. Seehafer, selbst Initiator der Altmark-Festspiele, die für diesen Sommer coronabedingt abgesagt wurden, hatte seine Mechthild-Inspiration 2003 zum Start der Romanik-Tournee in Noten gefasst. Seitdem hat das Rossini-Quartett dieses Mystik-Stück mehrfach ins Programm genommen.

Die Komposition passt bestens in die musikalisch-literarischen Entdeckungsreisen, die vom Rossini-Quartett alljährlich organisiert werden und entlang der Touristenroute Straße der Romanik zu Kirchen und Klöstern führen. Musikalisch stellt sich das Quartett mit seinen Gästen alljährlich neu auf, auch literarisch. Sprecher Wolfgang Klose erzählt 2020 von Gelehrten in Klöstern und Universitäten in der Geschichte Sachsen-Anhalts.

In Hillersleben erfuhr der Besucher einiges über Norbert von Xanten als Gründer des Prämonstratenserordens und über den Bischof und Gelehrten Anselm von Havelberg. Eigentlich gibt es auf der Tournee mehr zu hören, literarisch wie musikalisch, aber das Programm in Hillersleben war (noch) reduziert. 45 Minuten dauerte der Gottesdienst mit Musik. Viel Beifall gab es, man sah, wie den die Musiker nach der wochenlangen Auftritts­abstinenz aufsogen. Zum klatschenden Publikum sagte Pfarrer Könitz: „Das tut so gut.“ Die Musiker nickten und spielten eine Zugabe.