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Neustart Sasha Waltz will einen "konstruktiven Dialog"

Nach der Ernennung von Sasha Waltz zur Mitchefin des Staatsballetts Berlin schlugen die Wellen hoch. Das Ensemble verweigerte sich einer Vertreterin des modernen Tanzes. Sind die Wogen jetzt geglättet?

28.04.2017, 15:01
Schlussstrich: Die Choreographin Sasha Waltz in Berlin. Foto: Maurizio Gambarini
Schlussstrich: Die Choreographin Sasha Waltz in Berlin. Foto: Maurizio Gambarini dpa

Berlin (dpa) - "Schlussstrich" und "nach vorne schauen": Im Konflikt mit dem Staatsballett Berlin sucht die designierte Co-Intendantin Sasha Waltz einen Friedensschluss mit dem Ensemble, strebt aber weiter eine Neuausrichtung der Compagnie an. Sie wolle "die Kluft zwischen klassischem Ballett und zeitgenössischem Tanz schließen" und mit Choreographen aus der traditionellen sowie aus der modernen Szene zusammenarbeiten.

"Es muss einen Weg geben, beides zu verbinden." Dies sei bei großen Compagnien etwa in Paris und Amsterdam seit Jahren völlig normal, sagte Waltz am Freitag vor Journalisten.

Ein erstes Treffen mit den Tänzerinnen und Tänzern zusammen mit Kultursenator Klaus Lederer (Linke) am Vortag sehe sie als Beginn eines "konstruktiven Dialogs". Mit dem Choreographen Johannes Öhman, der bisher das Royal Swedish Ballet in Stockholm leitet, soll Waltz das Staatsballett als Doppelspitze führen. Öhmann tritt 2018 an, Waltz ein Jahr später.

Die Tänzer des Staatsballetts hatten gegen Waltz' Ernennung vor acht Monaten protestiert und ihr die geeignete Qualifikation abgesprochen. Als Leiterin der Privatcompagnie "Sasha Waltz & Guests" habe sie sich dem modernen Tanztheater gewidmet - nicht jedoch dem klassischen Ballett. Eine Internet-Kampagne "Rettet das Staatsballett" gegen Waltz hat bisher knapp 20 000 Unterschriften bekommen.

Aus dem Ensemble hieß es am Freitag, die Proteste seien nicht vergebens gewesen, die Bedeutung des klassischen Anteils im künftigen Repertoire sei offenbar nun größer als ursprünglich vorgesehen. Die Kommunikation mit den Tänzern habe sich verbessert.

Öhman betonte, das Staatsballett sei "ein Ensemble mit unterschiedlichen Fähigkeiten". Entscheidend sei, dass sich die Tänzer dem Repertoire anpassen - und nicht umgekehrt. Welcher Tänzer welche Stücke tanzen werde, sei vor allem eine Frage der Planung. Er wolle aber die Hierarchien einer klassischen Compagnie auf jeden Fall beibehalten.

Geplant sind in der nächsten Saison unter anderem klassische Arbeiten von Alexei Ratmansky und Frank Andersen sowie moderne Stücke von Sharon Eyal, Stijn Celis und Richard Siegal.

In einer Pressemitteilung des Staatsballetts hieß es, Waltz und Öhman seien von der Senatsverwaltung "aufgefordert", neue Wege zu gehen, das klassische Erbe zu pflegen und zeitgenössische Neukreationen zu erarbeiten. "Das Modell der Co-Intendanz mit geteilter Verantwortlichkeit" entspreche dieser Vision. Je die Hälfte der Produktionen sollen klassisches Ballett und moderner Tanz sein. Waltz selber werde ab der Saison 2019/20 neue Stücke für das Staatsballett entwickeln, ihre Compagnie bleibe eigenständig.

Mitteilung Staatsballett Berlin

Petition "Rettet das Staatsballett"