Neues Soloprogramm mit Lothar Bölck Satirische Trauerfeier für einen Hinterbänkler
Magdeburg. Mit "Bölcks Brettl" in der Magdeburger Feuerwache ist im Frühjahr eine neue feine Spielstätte für Kleinkünstler aller Art entstanden, und nun hatte am Mittwoch hier Lothar Bölcks neues Solokabarett Premiere.
Im sechsten Teil seiner Trilogie "Bürger Denk Mal – Rest of Holz-Hausen" lässt der Kabarettist seine Bühnenfigur, den Bundestags-Hinterbänkler und Mitglied der Anonymen Sozialdemokraten Hugo W. Holz-Hausen, sterben, und die Besucher im ausverkauften Brettl wurden Zeugen von Politikertrauer sehr verschiedener Couleur.
Bölck ist ein versierter Kabarettist, der virtuos spielen und sprechen kann und in dichter sowie ausgesprochen bunter Folge seine Pointen aufs Publikum feuert. Sehr geschickt knüpft er so ziemlich alle aktuellen Themen der Politsatire in seine Rahmengeschichte und lässt eine Reihe von Typen seine verblichene Bühnenfigur betrauern.
Da ist beispielsweise der Alkoholiker, der seinen Saufkumpanen vermisst, der Doktor, der um den lukrativen Privatpatienten trauert, oder auch den Wolter Kurt vom Sägewerk nebenan, der polterig-zornig die wirklichen Probleme benennt und ein Schützenvereinsbruder, der sich als einzig wahrer Terrorbekämpfer vorstellt. Alles sehr gut gespielt, aber eine große Schwäche hatte das Programm doch. Es ist die Überfülle an Gags und Witzen, in denen die wirklich gut gedachten und gefundenen Pointen scharfer Politsatire, von denen es auch viele gab, unterzugehen drohten.
Manchmal genügen Andeutungen
Bölk lässt keinen noch so seichten Kalauer aus, strapaziert Running Gags und scheut auch nicht vor wirklich langbärtigen Witzen zurück. Das macht natürlich Vergnügen – der Mensch hängt ja auch am guten Bekannten – aber es vernebelt auch. Andererseits reichen in der satirischen Betrachtung der aktuellen Politik mitunter auch bereits Andeutungen aus, um Lacher zu provozieren. Es taucht die "Dreiknopfreihe" auf, Kassenpatienten, die sich totlachen, und das zeugt vom gelungenen Einverständnis mit dem Publikum.
Dennoch gelingen Lothar Bölck ganz unterschiedliche Stimmungen, die vom seicht-harmlosen Comedyton über bösen Zynismus bis doch auch zur treffend-scharfen Satire reichen. Die Trauerfeier war am Ende ein gut gemachtes Kabarett für alle. Ob die Aufforderung des Programmtitels eingelöst wird, muss offen bleiben.