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Regisseur ist gestorben Schamoni schrieb ein Stück Filmgeschichte

15.06.2011, 04:33

München (dpa). Er war einer der Vorreiter des Neuen Deutschen Films und machte Uschi Glas 1968 in der Komödie "Zur Sache Schätzchen" zum Star. Jetzt ist der Filmemacher Peter Schamoni im Alter von 77 Jahren in München an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Erst am Gründonnerstag hatte er die vernichtende Diagnose bekommen. "Es war eine sehr heftige und plötzliche Diagnose", sagte seine ehemalige Lebensgefährtin Anja Jungclaus. Bis zur letzten Minute habe er noch an Projekten gearbeitet. "Er hatte das Gefühl, noch wahnsinnig viel tun zu müssen."

Gearbeitet hat Schamoni viel in seinem Leben. Mehr als 30 Spiel- und Dokumentarfilme gehen auf sein Konto, viele davon sind preisgekrönt. Erst vor zwei Jahren bekam er den Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises für sein Lebenswerk. "Sie haben ohne Zweifel ein beeindruckendes Stück Filmgeschichte geschrieben", sagte damals Ministerpräsident Horst Seehofer.

Denn Schamoni gehörte zu denen, die sich in den 1960er Jahren die Revolutionierung des deutschen Films auf die Fahnen geschrieben hatten. "Es war überhaupt kein Platz in der damaligen Filmwirtschaft", sagte der Produzent und Regisseur einmal in einem Interview. Der deutsche Film habe nur vom "Förster im Silberwald" und den "Lümmels von der ersten Bank" gelebt. Darum wurde Schamoni 1962 Mitunterzeichner des "Oberhausener Manifests", das als die Geburtsstunde des Neuen Deutschen Films gilt.

Sein Spielfilmdebüt "Schonzeit für Füchse", das sich mit dem Generationenkonflikt beschäftigt, erhielt bei der Berlinale 1966 den Silbernen Bären. Sein Name war aber vor allem verbunden mit der Komödie "Zur Sache Schätzchen" von 1968. Die machte seine Hauptdarstellerin Uschi Glas berühmt und ihn in der ganzen Republik bekannt.

Im Jahr 1934 kam er in Berlin zur Welt. Schamoni studierte Kunst-, Literatur- und Theatergeschichte, besuchte eine Schauspielschule in München und arbeitete als Regieassistent an verschiedenen Theatern.

Auch wenn er kommerziellen Filmen nicht abgeneigt war, machte er sich in erster Linie mit avantgardistischen Projekten einen Namen. Vor allem seine ambitionierten Künstlerbiografien fanden Beachtung. Initialzündung für die Kunst als Thema war die Begegnung mit Max Ernst. Über den Mann, dessen Kunst ihn "umhaute", drehte er mehrere Filme. Sein international größter Erfolg wurde "Hundertwassers Regentag" (1972) – der Academy war dieser Film eine Oscarnominierung wert.