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Archäologie "Schätze aus dem Rhein" - Dauerausstellung in Berlin

Werkzeuge und Wagenteile, Schlösser und Fußfesseln - der "Barbarenschatz von Neupotz" bleibt für die nächsten Jahre in Berlin.

20.12.2016, 15:57

Berlin (dpa) - Er gilt als kostbares Überbleibsel aus der Römerzeit: Rund 1700 Jahre lang ruhten hunderte Metallobjekte in einem Arm des Altrheins.

Küchengerät und Werkzeug, Tafelgeschirr und Waffen - Stücke aus Eisen, Bronze, Kupfer und Silber römischer Bürger, die von 1967 bis 1997 in der Nähe der heutigen Ortschaft Neupotz in Rheinland-Pfalz aus dem Wasser geborgen wurden. Nach langen Querelen um Zuständigkeit und Eigentum hat der "Barbarenschatz von Neupotz", als der er inzwischen bekannt ist, jetzt eine Dauerbleibe im Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte bekommen. Von diesem Mittwoch an ist er auf der Museumsinsel zu besichtigen.

Dabei waren die Entdecker nur auf der Suche nach Kies, als sie 1967 auf die ersten Reste stießen. Die Gebrüder Ludwig und Willi Kühn förderten mit den Schaufeln eines Schwimmbaggers nicht nur Gestein, sondern die römischen Objekte zutage.

Nur schrittweise brachten sie die Relikte ans Licht, über die Jahrzehnte wurden es mehr als 1000, teilweise beschädigte Stücke, rund 700 Kilo römische Geschichte zum Anfassen. Der Schatz wurde zunächst im Terra-Sigillata-Museum Rheinzabern gezeigt, später kam er in das Historische Museum der Pfalz in Speyer. Da das Museum renoviert wird, bekommen diese Geschichtszeugnisse nun auf der Museumsinsel ihren Platz.

Nicht zufällig wird ein Querschnitt der Funde im Bacchussaal des Neuen Museums gezeigt. Lange stand dort einsam der Xantener Knabe, eine römische Bronzestatue, die Fischer 1858 im Rhein bei Xanten entdeckt hatten.

Wie der Knabe dürften auch die Funde von Neupotz aus römischen Privathäusern stammen. Neben einfachem Geschirr zeugen Prunkstücke für Speisen und Getränke von dem ausschweifenden Lebensstil der Römer. Nicht zuletzt deswegen stufen die Archäologen den Schatz als wichtigsten römischen Fund nördlich der Alpen ein.

"Die Objekte führen ganz nahe an die Menschen, die damit arbeiteten, an ihren Alltag", erklärte das Museum. Die Äxte, Zangen und Haken der Römer unterscheiden sich nicht sehr von heutigen Werkzeugen. Die Fußfesseln erinnern daran, dass die Römer mit ihren Gefangenen nicht zimperlich umgingen.

Das hinderte die Germanen nicht daran, schrittweise römisches Herrschaftsgebiet zu erobern. Immer wieder drangen germanische Truppen in römisches Territorium ein und plünderten die Provinzen. Als die "Barbaren" versuchten, wieder über den Rhein überzusetzen, dürften sie einen Teil ihrer schweren Beute versenkt haben, mutmaßen heute die Archäologen.

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