Magdeburger Galerie "Himmelreich" zeigt Arbeiten von Inge Götze "Schöne Natur" auf dem Papier
Schon wieder Götze im "Himmelreich"! Die Hallenser Künstlerfamilie gehört längst zu den Stammgästen in der Magdeburger Galerie. Zum vierten Mal seit Mitte der 1990er Jahre steht der Name über einer Exposition. Spitzenreiter ist Moritz Götze, der mit Vater Wasja und Ehefrau Grita sowie einmal als Solist seine Arbeiten dort vorstellte. Nun kommt mit Inge Götze seine Mutter zum Zug.
Magdeburg. Bis zum 20. August sind von ihr Arbeiten auf Papier "Schöne Natur" zu sehen. Eine Entdeckung der besonderen Art, denn über Jahrzehnte hinweg beschäftigte sie sich an der halleschen Burg Giebichenstein mit der Gestaltung von Bildteppichen. Für ganz private Projekte sei da wenig Zeit geblieben, räumt die Professorin ein.
Inge Götze hatte an gleicher Stelle unter anderen bei Willi Sitte studiert und danach ihren Platz als Lehrerin und Dozentin sowie ab 1989 mit einer Professur für Textilkunst in der traditionsreichen Einrichtung gefunden.
Viele Jahre galt ihre Beschäftigung dem sozialistischen Realismus. Es entstanden zahllose repräsentative Gobelins, die an der Textilmanufaktur der Saalestadt hergestellt wurden. Die üppigen Menschendarstellungen seien auf Dauer nicht ihr Ding gewesen, räumt die Künstlerin ein. Anfang der 1980er Jahre habe sie diese Projekte als "Vereinnahmung" empfunden, wollte ungezwungen experimentieren, neue Wege suchen.
Sie wechselte von der figürlichen Gestaltung zu abstrakten, oft geometrischen Ausdrucksformen. Mit der Hochschule hatte die Künstlerin ein spannendes Umfeld gefunden. "Niemals wurde mir etwas an diesem Ort gleichgültig. Die Burg war der Ort eines ununterbrochenen Gesprächs, des Suchens und Findens, der Fragen und Antworten", sagt sie. Und sie spricht von großen Konflikten, harten Auseinandersetzungen und großer Freundschaft. Die neuen Ausdruckformen machten ihr Freude, der Schwenk in den eigenen Mitteln, so räumt sie heute ein, habe auch den Studenten gut getan. Diese hätten zunehmend die Chance erhalten, zu experimentieren, sich auszuprobieren ohne das eigentliche Handwerk zu vernachlässigen.
Formen und Farben ringen miteinander
Mit der Wende wäre fast ein opulentes Werk für den großen Saal des Magdeburger Rathauses entstanden. Die Pläne zur Herstellung eines großen Gobelins zum Leben Kaiser Otto I. wurden jedoch fallengelassen, bedauerlich für die Landeshauptstadt.
Mit der Hinwendung zu Arbeiten auf Papier hat sich Inge Götze nicht vollständig von großen Formaten trennen können. Zu lange prägten Gobelins mit Ausmaßen von mehreren Metern ihr Leben. Die Himmelreich-Präsentation zeigt einen interessanten Querschnitt aus dem Schaffen der zurückliegenden zehn Jahre. Nun steht die Natur im Mittelpunkt. Zwei schwere Unfälle mögen diese Hinwendung beeinflusst haben. Es entstehen nahezu realistische Blätter, ebenso abstrakte, bei denen Formen und Farben im Motiv ihren Platz suchen, miteinander ringen.
Es scheint, dass da manchmal Arbeiten explodieren, die Motive den immer noch viel zu kleinen Platz sprengen wollen. Unbändige Dynamik wechselt sich ab mit eher stillen Beobachtungen. Die geordneten Emblem-Entwürfe in klarer Struktur stehen dann im Kontrast zur "Bedrohlichen Mutation" oder dem "Kampf im Kompost" mit ihren leicht chaotischen Zügen. Manches entsteht aus der Erinnerung, dann greift die Hallenserin auf Skizzen zurück.