Sommerstück des Theaters an der Angel hatte Premiere Schöner Schein bei Licht und Dunkelheit
Monatelang wurde gebaut, geprobt, gestritten und geübt, um am Donnerstagabend (16.6.11) mit dem Stück "Schön(er) Schein(en) – Komödie im Dunkeln" von Peter Shaffer im Theater an der Angel den Reigen der Sommertheaterstücke in Magdeburg zu eröffnen. Ein begeistertes Publikum feierte den Erfolg des schönen Scheins mit minutenlangem Beifall.
Von Rolf-Dietmar Schmidt
Magdeburg. Sommertheater hat seine eigenen Gesetze. Wo man sonst in den geistigen Tiefen oder Höhen des Autors und der Ausdeutung durch die Regie forscht, um des "Pudels Kern" im Stück auszuloten, geht es bei dieser speziellen Form vor allem darum, zu entspannen, sich unterhalten zu lassen und lachend zu genießen.
Da darf man den Affen schon mal kräftig Zucker geben und komödiantisch bis an die Grenzen gehen. Und genau das machen die Schauspieler in der Inszenierung von Peter Wittig und Therese Thomaschke im Theater an der Angel, wenn in der mit heimlich geborgten Möbeln ausgestatteten Wohnung ein reicher russischer Mäzen erwartet wird, der ein recht extravagantes Kunstwerk kaufen soll und mit allerlei Tricks vorgegaukelt bekommt, in was für einer scheinbar stil- und kunstvollen Umgebung er sich befindet.
Der schöne Schein soll für einen ordentlichen Preis sorgen, und so wird alles getan, um genau diese Wirkung zu erreichen. Was dann folgt, ist eine Fülle von Zufällen, Verwechslungen, weiteren Personen und einer dicken Portion Situationskomik, die darin gipfelt, dass der Strom und damit das Licht ausfallen. Szenen im Dunklen wechseln mit welchen im Kerzenlicht, wobei die für die Zuschauer grellste Helligkeit das tiefste Dunkel im Spiel der Schauspieler bedeutet. Da wo das Licht fehlt, hat der Schein keine Wirkung mehr, ja, führt das Bemühen darum sich selbst ad absurdum. Es ist genau dieser Spiegel, der dem Publikum vor das Gesicht gehalten wird, dass man manchmal erst klar sieht, wenn man nichts mehr erkennen kann.
"Schön(er) Schein(en) – Komödie im Dunkeln" ist eine Farce, eine besondere Form der Komödie voller Absurdität, die im Verlaufe des Spiels mit immer schnellerem Tempo unterhält. Der gesellschaftspsychologische Ansatz, dass gerade die moderne Welt dem Schein viel mehr Wert als dem Sein zumisst, wird durch die Absurdität des Geschehens, durch überzogene Reaktionen und Ausbrüche wie bei einem Vulkanausbruch an die Oberfläche gespült. Die Protagonisten halten sich in dieser Inszenierung exakt an die Genreregeln, wobei die Paarkonstruktionen bei der Regie (Peter Wittig/Therese Thomaschke), in der Schauspielbesetzung Ines Lacroix und Matthias Engel sowie Tabea und Tobias Wollner, auffällig sind. Insbesondere zwei so künstlerisch starke Paare wie die "Angler" und die Wollners in einem Stück agieren zu sehen, ist eine besondere Herausforderung. Schließlich ist jeder von ihnen gewohnt, den ungeteilten Beifall des Publikums zu erheischen. Doch hier gilt es, sich einzugliedern. Das dürfte bei den Proben nicht ohne Spannungen abgelaufen sein, doch beim Spiel auf der Bühne war davon nichts zu spüren. Vielmehr schien es eine Art Katalysator für die Akteure zu sein, immer noch "eins oben draufzusetzen".
Dem standen die übrigen Rollen mit Franziska Kriebisch, Beat Lacroix und Rainer Mette in nichts nach. Insbesondere Rainer Mette zeigte, dass man auch mit kleinen Rollen große Wirkung hinterlassen kann.
"Schön(er) Schein(en) – Komödie im Dunkeln" im Theater an der Angel ist das elfte Sommertheater. Man ist diesmal nicht an einen ungewohnten Ort gezogen, um zu spielen, sondern hat dies in den heimatlichen Gefilden auf dem Werder getan. Und dennoch: Eine idyllische Orangerie ist im Zusammenhang mit dem Sommertheater auf dem Hof entstanden. Und sie dürfte auch noch Anziehungspunkt für kleinere Veranstaltungen sein, wenn der Glorienschein dieses Sommertheaters schon längst verblasst ist.