Mit Lesung auf Tour Sebastian Koch erinnert sich nicht gern an Weihnachtsfeste
Der Schauspieler hat als Kind und Jugendlicher Weihnachten in der Kirche "wie ein Korsett" empfunden. Erst seine Tochter habe ihn später mit dem Fest versöhnt.

Dresden (dpa) - Der Schauspieler Sebastian Koch (54, "Das Leben der Anderen") erinnert sich mit Unbehagen an die Weihnachtsfeste seiner Kindheit.
"Ich bin sehr christlich aufgewachsen, protestantisch", erzählte er vor einer Lesung am ersten Advent in Dresden. "Und Weihnachten in der Kirche war immer ein wenig wie ein Korsett, man durfte nicht lachen, nicht applaudieren." Mit 18, 19 Jahren habe er sich sehr entfernt. "Vor allem das kommerzielle Drumherum hat mich immer mehr abgeschreckt."
Erst der Spaß seiner Tochter an dem festlichen Ritual zeigte ihm wieder, "dass es unsere kulturelle Wiege ist". Sein Programm, mit dem Koch derzeit tourt, enthält Texte von Rilke, Hans-Dieter Hüsch, Axel Hacke oder Gerhart Polt - eine Mischung, die Besinnlichkeit und Schönheit von Weihnachten zeigt, das Fest zugleich ironisch betrachtet und "diesen kleinen Irrsinn zeigt, der auch damit verbunden ist".
Angesichts der Gefahr für die Werte, "die wir damit verbinden", könne er leider nicht mehr so ruhig feiern. "Der weltweite Rechtsruck ist fatal, da müssen wir reagieren", sagte er. "Wir sind einfach zu satt, zu zufrieden und zu bequem geworden, es fehlt an einer kraftvollen Reaktion auf das, was gerade in der Welt geschieht."