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Siegfried Maaß zum 75. Geburtstag und zum 40-jährigen Berufsjubiläum Seine Bücher sind gefühlte Zeit

Von Dorothea Iser 05.10.2011, 04:35

Am morgigen 6. Oktober feiert Siegfried Maaß seinen 75. Geburtstag. Geboren in Magdeburg, aufgewachsen in Staßfurt, lebt er nun schon einige Jahre in Hecklingen. Wer ihn erlebt, mag ihm sein Lebensalter kaum glauben. Von seiner Lehre als Vermessungstechniker im Bergbau und Katasterwesen führte ihn sein Weg ans Leipziger Literaturinstitut, von dort zum Salzlandtheater Staßfurt bis in den Verband der Schriftsteller.

Hecklingen. Wenn er liest, hat er aufmerksame Zuhörer. Manchmal sind es die älteren Leser, die er anspricht, manchmal drängen sich Kinder zu ihm. Mit vielen Fragen. Maaß bemüht sich, gewissenhaft zu antworten. Das zeichnet ihn aus. Er nimmt jede Frage ernst. Und natürlich auch jeden, der fragt. Ob er acht Jahre alt ist oder 80. Und gefragt ist er. Das mag an den Themen liegen, die ihn bewegen. Sie sind aktuell. Manche Ereignisse ziehen tiefe Risse durch die Gesellschaft. Er tastet sich heran, lotet aus und lässt seinen Lesern Raum, sich ein eigenes Bild zu machen.

Er recherchiert sorgfältig. Als er das Buch schrieb: "Keine Flügel für Reggie" war er oft im Heim für Behinderte in Rathmannsdorf. Das ist lange her, aber an der Art zu leben und zu schreiben, hat sich für ihn nichts geändert.

Er weiß, wovon er schreibt. Auch wenn er nicht alles selbst erleben muss, kann er sich gut in die Rolle seiner Helden hineinfühlen.

Die "Schule der Freundschaft" in Staßfurt und die Probleme, die mit Kindern und Jugendlichen aus Mosambik entstanden, haben ihn beschäftigt. Er hat über sie geschrieben und hat mit seinen Texten Diskussionen ausgelöst.

Die Verhältnisse in der Welt haben sich geändert. Er war dabei, als neue Strukturen in unserer Literaturlandschaft aufgebaut wurden. Nachdem er jahrelang im Vorstand des Friedrich-Bödecker-Kreises gearbeitet hat, nimmt er seit einigen Jahren seine Verantwortung im Beirat des Vereins wahr. Die heißt nicht nur Leseförderung und Schreiblust der Heranwachsenden anzuregen, die heißt auch, sich um ihr Denken, ihre Überzeugung, ihre Vorstellung von einer Zukunft und um ihr Handeln zu kümmern.

Nach der Wende erschienen von ihm "Hinter mir ein Loch aus Stille" und "Zeit der Schneeschmelze" (dr. ziethen verlag), "Peggy Vollmilchschokolade", "Der Handschuhbaum" und "Adolfchen und der doofe Arm" (projekte-verlag), "Sternie, Spinni und das kleine Gespenst Kugelrund", "Das Versteck im Wald", "Das Haus an der Milchstraße", "Als der Weihnachtsmann Urlaub machte", "Nachtfahrten" und "Im Schatten der Milchstraße" (dorise-Verlag), "Tango an der Düppler Mühle" (Block-Verlag).

Bücher müssen Leser finden, sonst verkommt das Schreiben zum Hobby. Erfreulich ist, wenn es Fragen nach älteren Titeln gibt, denn ein Buch ist keine Wegwerfware. Es muss vor künftigen Generationen bestehen.

Eine Schule arbeitet an einem Projekt mit dem Titel von Maaß "Peggy Vollmilchschokolade". Das Buch erschien 2002 und findet nun junge Leser. Sie fordern ihn und werden von ihm gefördert.

Seine Bücher sind mehr als ein Echo auf gesellschaftliche Vorgänge. Sie sind gefühlte Zeit. Zeitgefühle, denen er Gestalt und Gesicht gibt. Die Buchpremiere "Tango an der Düppler Mühle" wird den Besuchern der Landesliteraturtage noch in Erinnerung sein. Maaß ist zuversichtlich, dass es in nächster Zeit neue Bücher von ihm geben wird. Manche sind fertige Skripte. Sie tragen noch Arbeitstitel, wie zum Beispiel "Der Mann im Haus bin ich". Drei Erzählungen, brandaktuell, werden in diesem Buch veröffentlicht. Neben "Robert, der Herr der Welt" und "Stumme Signale" gibt es den Jungen, der für ein Rennrad spart. Da braucht der beste Freund Hilfe. Sein Haus versank bei einem Erdrutsch in der Tiefe.

Wir erinnern uns sofort an das Geschehen. Es heißt "Nachterstedt".

Ein anderes Kinderbuch mit dem Arbeitstitel "Federschnee", ebenfalls noch in der Schublade, wartet auf die Veröffentlichung.

Maaß interessiert die Frage, woher er kommt, wie es der Elterngeneration erging und wer die Großeltern waren. Die Ereignisse reichen zurück bis ins 19. Jahrhundert.

Sein Leben ist nicht einfach. Er muss mit Krankheiten leben und weiß um sich herum Menschen, die krank sind und auf seinen Besuch warten. Das reißt ihn vom Schreibtisch weg.

Er begeht in diesem Jahr sein 40-jähriges Berufsjubiläum, etwa 25 Bücher sind von ihm erschienen. In vielen Anthologien findet man seine Erzählungen. Zahlreiche Anthologien hat er herausgegeben. Die Leser, die er erreicht, sind in allen Generationen zu finden.

Auch wenn Maaß seine diesjährigen Jubiläen nicht in großer Runde feiert. Er ist nicht allein. Dazu ist er zu bekannt. Er hat viele Anhänger, Menschen, die an seinen Geschichten gewachsen sind.

Sie wünschen ihm Gutes so wie wir. Gesundheit und Energie für das, was er uns zu geben hat.