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Spielzeug Ausstellung öffnet Tür zu DDR-Kinderzimmer

In Gera können Museumsbesucher in Erinnerungen an DDR-Kindheitstage schwelgen.

15.10.2019, 23:01

Gera (dpa) l Einen Blick in DDR-Kinderzimmer von einst bietet eine neue Ausstellung des Geraer Stadtmuseums. Zugleich lädt sie zu einem Streifzug durch die frühere Spielwarenproduktion zwischen Ostsee und Erzgebirge. Rund 350 Stücke haben die Ausstellungsmacher aus der etwa 3800 Objekte umfassenden Sammlung des Ostthüringer Ehepaares Ramona und Andreas Reißmann ausgewählt: Die Sprechpuppe aus dem VEB Biggi Waltershausen gehört ebenso dazu wie den Lerncomputer Piko dat und Flugzeug-Modellbaukästen.

"Wir wollen vor allem Dinge zeigen, bei denen die Leute einen Aha-Effekt haben und sagen: Stimmt, damit habe ich auch gespielt", erklärte Museumsmitarbeiter Matthias Wagner am Dienstag. Dabei richte sich die Schau nicht nur an Besucher mit DDR-Biografie, betonte er und verwies auf den hohen Exportanteil der Spielzeugproduktion der DDR. Auch bei Erwachsenen aus dem Westen dürften daher Kindheitserinnerungen wach werden.

"Was auffällt ist, dass immer wieder Spielsachen aus dem Westen nachgemacht wurden", ergänzte Kuratorin Tabea Pandorf. So ist das Brettspiel "Chance oder Logik" zu sehen, das große Ähnlichkeit mit dem "Spiel des Lebens" aufweist. Und dem Erfolg des japanischen Monchichi – einem affenähnlichen Plüschtier – setzte das VEB Sonni in Südthüringen den deutlich größeren Tiemi entgegen. Laut Pandorf fand auch der aber eher im Ausland als in DDR-Kinderzimmern ein Zuhause.

Zu den Kuriositäten der Ausstellung zählt ein ferngesteuertes Auto, das ein Ingenieur in Gera schon in den 1950er Jahren entwickelt hat. Es ist mit vier Vorwärts- und einem Rückwärtsgang ausgestattet, ebenso wie Blinker, Fern- und Standlicht sowie Hupe. Damit galt es nicht nur als Spielzeug, sondern auch als Lehrmittel. Verbunden über ein Kabel hatte es eine Reichweite von immerhin sechs Metern.

Die Schau zeigt auch, dass Kinderzimmer häufig keine ideologiefreie Zone und Spielwaren ein Spiegel ihrer Zeit waren. So konnten Kinder mit "Der kleine Großblockbaumeister" den Bau von Neubaublöcken nachahmen oder mit dem Mondmobil Lunochod die sowjetische Mondmission nachspielen. Auch der fernlenkbare Panzer T62 und Soldatenfiguren waren im Spielzeugangebot.

Die Ausstellung "Eisenbahn und Feuerwehr, Puppenherd und Teddybär" sollte am Dienstagabend im Beisein des Sammlerpaares eröffnet werden und ist bis Mitte März zu sehen. Ein Manko: Das Spielzeug bleibt hinter Vitrinen verborgen, gespielt werden darf nicht; eine Spielecke für Kinder hält fast ausschließlich heutiges Spielzeug bereit.