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Berlinale Starkes Statement: Flüchtlingsfilm von Aki Kaurismäki

In seinem neuen Film erzählt der finnische Regisseur Aki Kaurismäki die Geschichte eines syrischen Flüchtlings - und würde damit gerne die Einstellung der Finnen ändern.

Von Peter Claus, dpa 14.02.2017, 12:16

Berlin (dpa) - Mit "Die andere Seite der Hoffnung" hat der finnische Star-Regisseur Aki Kaurismäki im Berlinale-Wettbewerb den zweiten Teil seiner 2011 mit dem Welterfolg  "Le Havre" begonnenen "Hafen-Trilogie" vorgestellt.

Der Film wurde als finnisch-deutsche Koproduktion realisiert. Kaurismäki, der bereits neun Mal mit einem Film in der Berlinale-Sektion "Forum" war, nimmt erstmals an der Bären-Jagd teil.

Die von den internationalen Kritikern mit außerordentlich viel Beifall und Jubel bedachte melancholische Komödie schildert eindrücklich und emotional bewegend das Schicksal eines syrischen Flüchtlings, der nach einer Odyssee um die halbe Welt in Helsinki strandet. Kaurismäki setzt wieder auf sein Erfolgsrezept: eine von leisem Humor dominierte Mischung aus Poesie und Philosophie.

Auf der Pressekonferenz zur Uraufführung seines Films in Berlin sagte Aki Kaurismäki (59): "Das ist jetzt keine Hafen-Trilogie mehr. Angesichts der Weltlage hat sich das Projekt für mich zur Flüchtlings-Trilogie gewandelt."

Befragt nach seiner Botschaft, meinte er: "Ich würde gern die Einstellung der Finnen ändern. 20 000 Iraker kamen nach Finnland. Viele Finnen haben das als Angriff empfunden, wie einen Krieg. Das hat mich sehr erschreckt. Da musste ich mich zu Wort melden." Nachdrücklich ergänzte er: "Wir müssen begreifen: Wir sind alle Menschen. Jetzt sind andere auf der Flucht, morgen können wir Flüchtlinge sein."

Zu der von Populisten geschürten Angst vor einer angeblichen Islamisierung Europas sagte er: "Ich beobachte keine Tendenzen der Islamisierung in Europa. Kulturell hat sich nichts verändert. Dabei würden uns einige kulturelle Veränderungen wohl gut tun."

Sichtlich bewegt sagte Aki Kaurismäki: "Wo zum Teufel ist denn die Menschlichkeit geblieben? Wenn wir nicht menschlich sind, wozu sind wir dann überhaupt da?" Und er ergänzte: "Ich respektiere Frau Merkel. Denn sie ist die einzige Politikerin, die zumindest an dem Problem interessiert scheint."

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