Klavierpoet Menahem Pressler gastierte beim Sinfoniekonzert der Magdeburgischen Philharmonie Stehende Ovationen für einen Weltklassepianisten
Magdeburg. l "Ich bin ein Diener der Musik", der das sagte ist bereits eine Legende - der Starpianist und weltweit gefragte Lehrmeister Menahem Pressler. Magdeburg ist seine Geburtsstadt, die er 1938 verlassen musste. An einem berührenden Soloabend 2009 erhielt er die Ehrenbürgerwürde der Stadt. Zum zweiten Sinfoniekonzert dieser Saison war nun der 87-jährige Menahem Pressler am Magdeburger Theater nochmals zu Gast.
Ja, so kann Mozart auch klingen. Da gewannen einzelne Töne an faszinierender Bedeutung, da spielte so viel Seele mit, fast möchte man meinen, es war Kammermusik. Menahem Pressler spielte das Klavierkonzert Nr. 17 G-Dur (KV 453) von Wolfgang Amadeus Mozart mit dem ihm eigenen empfindsamen Charisma. Pressler ist ein Klavierpoet. Der Begründer des legendären "Beaux Arts Trio" ist von 53 Jahren weltweiter Klaviertrio-Erfolge in seiner kreativen Weisheit geprägt, immer auf der Suche nach der "göttergleichen Wahrheit" jeder Komposition.
Wunderbar, wie er lauschte und Phrasen musikalisch wie gestisch an die Magdeburgische Philharmonie übergab oder übernahm. Generalmusikdirektor Kimbo Ishii-Eto hielt überaus respektvollen Kontakt zu ihm, sich kongenial auf seine Empfindungen einstellend, ohne die musikalische Führung aus der Hand zu geben.
Und so verschmolzen Soloinstrument und Orchester in einer ganz besonderen Mozart\'schen Balance an fließender Virtuosität und innigem Ausdruck. So klebte man förmlich im ersten Satz an Menahem Presslers erzählendem Spiel, an den zutage tretenden harmonischen Feinheiten und Modulationen, der von Mozart hier auch so gedachten zurückhaltenden Virtuosität, einem "Understatement" gleichend. Berückend schön war das Andante. Das bestach durch eine unbekümmerte aber emotionale Zwiesprache zwischen Klavier und Oboen, Flöten- und Fagottsoli auf einem weichen Streichergrund - ein Kabinettstück. Die Solokadenzen in den beiden Sätzen zelebrierte Pressler, trotz virtuosen Anspruchs in sich ruhend.
Die gut gelaunten Holzblä- serantworten tauchten auch im frischen Presto auf und die zusammen mit Streicher-Zupfern perfekt sitzenden Praller des Klaviers sind nur wenige Indizien der Begeisterung für das seelenverwandte altmeisterliche Spiel Menahem Presslers. Lang anhaltende Standing Ovations und Zugaben waren Beleg dieses außergewöhnlichen Konzerterlebnisses.
Den zweiten Konzertteil nahm die Sinfonie Nr. 2 e-Moll op. 27 von Sergej Rachmaninow ein. Diese Sinfonie entstand 1906/1907 während eines längeren Aufenthaltes in Dresden, mehr als zehn Jahre nach dem fatalen Misserfolg seiner ersten. Und so versuchte sicherlich Kimbo Ishii-Eto ein wenig Elbflorenz hörbar zu lassen, indem er den Glanz der tragenden Streicher erhielt und den strömenden Melodien den Vorrang gab.
Trotz gedankenschwerer Linien im ersten Satz, vermochte es Ishii-Eto und die Magdeburgische Philharmonie polyphonen und von vielen hervorragenden Streicher-Fugatos geprägten Entwicklungen zu folgen, aus kleinen Impulsen sich breit ausbildende Melodien positiv hervorzuzaubern. Glanzlichter waren dabei die Soli der Holzbläser, so das Englischhorn und das wunderbar lyrische und scheinbar endlose Klarinettensolo im dritten Satz. Die Raffinesse bei Rachmaninow sind zweifelsfrei seine Klangfarben und die Durchmischung der Instrumentengruppen.
So war es angenehm, wie auch im Finale das Blech und Schlagwerk sich ihrer dienenden Funktion bewusst waren, ohne dass es der Sinfonie an Feuer fehlte. Dafür gab es Bravos und viel Beifall.