Premiere von "Die Geschichte von Lena" am Magdeburger Schauspielhaus Theater gegen Ausgrenzung mit Mobbing-Test im Programmheft
Mobbing und Ausgrenzung finden sich überall in der Gesellschaft. Sie gehören auch zum Alltag in Schulen. Der Umgang damit fordert Eltern, Lehrer und Schüler gleichermaßen. So waren denn am Samstag zur Premiere von "Die Geschichte von Lena" viele Kinder, aber auch viele Erwachsene ins Magdeburger Schauspielhaus gekommen.
Magdeburg. Lösungen zu den Themen Mobbing und Ausgrenzung bieten die Verfasser des Theaterstückes, der dänische Autor Michael Ramlose und die Schauspielerin Kira Elhauge, nicht an. Sie stellen Fragen und provozieren Diskussionen. Und das mit einem Theaterstück, welches trotz des ernsten, ja tragischen Themas leicht und heiter daherkommt.
Worum geht es? Das Mädchen Lena, das keine schlechte Schülerin ist, ein gutes Zuhause und eine beste Freundin hat, versteht die Welt nicht mehr. Sie gehört plötzlich nicht mehr dazu. Keiner will mit ihr spielen, keiner mit ihr reden. Sie kämpft, aber umsonst. Sie weiß nicht mehr weiter.
Ein Schauspieler und zwei Schauspielerinnen erzählen das ganze Geschehen oder spielen es vor. Der Abend steht und fällt mit der Besetzung der Lena. Mit Julia Schubert steht eine Aktrice auf der Bühne, deren jugendliche und sympathische Ausstrahlung jeden Gedanken daran verhindert, diese Lena könnte vielleicht doch selbst schuld sein, dass sie ausgegrenzt wird. Lustig, übermütig, trotzig, verlegen, verzweifelt und traurig, unaufgesetzt und glaubwürdig zeigt die Schubert dieses Mädchen Julia, das am Ende keinen Ausweg mehr weiß als wegzulaufen.
Babette Slezak und Andreas Guglielmetti wechseln ständig von einer Figur in die andere. Babette Slezak stellt umschichtig mal die Mutter, mal Maria, mal Julia dar. Andreas Guglielmetti agiert in den Rollen des Vaters, des Bruders, des Lehrers, des Tobias und der Patricia. Das tun die beiden gekonnt und mit sichtlichem Spaß, besonders reizvoll, wenn Guglielmetti widerwillig die Patricia gibt. Unterstützt werden sie durch phantasievolle und wandelbare Kostüme (Anja Ackermann), die mit wenigen Handgriffen aus der Mutter die Freundin, aus dem Vater den Bruder machen.
Anja Ackermann zeichnet auch für die schlichte, aber wirkungsvolle Bühne verantwortlich. Schwarze Aushängung, drei rot gerahmte Blickpunkte: Wohnung, Trampolin und eine Rückwand. Rechts und links befinden sich je ein Tonpult. Wie Regisseurin Anke Salzmann dieses Ambiente nutzt, bezaubert: Die angestrahlte Rückwand wird zum Sommerhimmel, Handbewegungen in einer Wasserschüssel zum Wellengeplätscher, das Trampolin zum Spielplatz, der vergnügliche Aktionen ermöglicht.
Einige Szenen lässt die Regisseurin hinter dem angeleuchteten Background als Scherenschnitt spielen und bricht damit das, trotz Rückblendetechnik, ein bisschen gradlinige Geschehen theatralisch auf. Da wird dann selbst das etwas unappetitlich anmutende Waten in Kuhfladen zur fröhlichen Nummer.
Salzmann und ihrem Team gelingt eine Inszenierung, die niemals abkippt, weder in bloße Gags noch in eine dröge Problematisierung. Ständig obwaltet eine schwebende Heiterkeit, die Mitfühlen, Spaß und Nachdenken gleichermaßen zulässt.
Dem entspricht auch das Programmheft (Dramaturgie Stefan Schnabel), das den gewöhnlichen Rahmen verlässt und einen Mobbing-Test anbietet, der leicht und unangestrengt zu machen ist, aber wesentliche Parameter aufzeigt und Hinweise gibt. Es ist zu wünschen, dass diese Aufführung des Magdeburger Schauspiels viele Zuschauer in allen Altersgruppen findet.