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Polizeiruf Todes-Crash in Magdeburg

Der nächste ARD-Sonntags-Krimi Polizeiruf 110 kommt aus Magdeburg. In „Crash“ geht es um illegale Autorennen und einen tödlichen Unfall.

Von Grit Warnat 20.09.2018, 01:01

Magdeburg l Als Sara mitten in der Nacht überfahren wird und stirbt, rauscht ein schneller Schlitten mit voller Geschwindigkeit davon. Fahrerflucht. Die Hauptkommissare Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Dirk Köhler (Matthias Matschke) vermuten keinen normalen Verkehrsunfall, sondern ein illegales Autorennen. In der Gruppe „Le Magdeburg“ – angelehnt an das legendäre Autorennen von Le Mans – zahlt man 500 Euro ein und wettet, dass man als Erster an einem verabredeten Ziel ankommt. Wer siegt, bekommt den Jackpot.

Nun gibt es aber auf dem Weg eine Tote. Und bei „Le Magdeburg“ viele mögliche Täter.

Was sich da 90 Minuten schlüssig entspinnt, hat vielfach kammerspielartige Züge. Man konzentriert sich auf die Figuren. Den Mageburg-Krimi-Machern hat es an Lebenskrisen und Drama noch nie gemangelt.

In „Crash“ wird es ziemlich düster. Allein, weil das Filmgeschehen zu großen Teilen nachts stattfindet. Die Rennen, die Treffen der Protzenden und Kick-Suchenden, die Ermittlungsarbeit – immer wieder wird das Licht nur minimalistisch gesetzt. Farbtupfer sind – sieht man von den aufgemotzten Wagen ab – Mangelware. Viel nächtliche Menschenleere gibt es und jede Menge breite Straßen. Und reichen die nicht aus, starten die Raser auf der Autobahn durch. Auch da dominieren in tiefer Dunkelheit die Scheinwerfer, acht nebeneinander an der Zahl, wenn vier Autos mit einem „Dröhnen wie Panzer bei der Bundeswehr“ (Matschke) über den Asphalt preschen.

Und natürlich prescht Ermittlerin Brasch hinterher. Dieses Mal nicht mit Motorrad, sondern mit PS-starkem Dienstwagen, der extra für diesen Auto-Rennen-Fall vor der Reviertür steht.

Beim sensiblen Köhler hätte man bei Tageslicht die Blässe gesehen angesichts der 240 Stundenkilometer auf dem Tacho. Er stellt nur fest: „Normale Menschen haben Probleme, wenn sie mit der Rakete zum Mond geschossen werden.“ Köhlers Kommentare sind vielfach herrlich trocken. Überhaupt ist „Crash“ ein Film der starken Dialoge. Die sind maßgescheidert für die kantige, aneckende Brasch, für den ruhigen Köhler und den Vater der überfahrenen Sara. Ben Becker, über seine Schauspielkunst muss man nicht extra Worte verlieren, ist dieser trauernde Vater, den vor allem die Angst umtreibt, dass der Unfallverursacher nicht wirklich bestraft wird. Bei ihm verpuffen auch Braschs Hinweise darauf, dass illegale Autorennen (haben sie doch in den vergangenen Jahren mehrere Todesopfer in Deutschland gefordert) neuerdings als Straftat gelten.

Mit den klug inszenierten Schlussverhören kommt das erhellende Aha beim Zuschauer. Da sind Brasch und Köhler mal ein Team. Auch das tut der Folge gut: Die Schroffheit zwischen den beiden lässt zumindest etwas nach, auch wenn Brasch sich und ihrer Art treu bleibt. Sie muss Menschen vor den Kopf stoßen. Bestens gelingt ihr das diesmal beim Polizeipsychologen Niklas Wilke (Steven Scharf), der zum zweiten Mal das Team verstärkt. Nur ein Satz von ihr reicht aus. „Gute Nacht, Frau Brasch.“ Tür zu. Tschüss.

Tschüss sagt auch bald Matthias Matschke. In zwei weiteren „Polizeiruf“-Folgen – sie sind bereits abgedreht – gehört der Schauspieler noch zum Ermittlerteam. Wie der MDR auf Anfrage mitteilte, wird Claudia Michelsen als Brasch in den dann kommenden Folgen alleine ermitteln. Vielleicht die beste Lösung angesichts der ihr auf den Leib geschriebenen Einzelgängerei.

„Crash“ wird am 23. September um 20.15 Uhr in der ARD gezeigt. Wiederholungen gibt es am Sonntag um 21.45 und 23.45 Uhr auf One.