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Rauminstallation von BjØrn Melhus im Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen Töne, Licht und Videos werden eine beklemmende Einheit

Von Grit Warnat 09.10.2010, 06:14

Er hat in New York ausgestellt, Seoul, Denver, Berlin. Jetzt arbeitete Bjørn Melhus für eine mediale Großinstallation im Magdeburger Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen. "Nachtwache/Nightwatch" nennt er sein Werk, eine beunruhigende Raum- und Medieninstallation, die morgen um 16 Uhr im Beisein des Künstlers eröffnet wird.

Magdeburg. Während sich das Augenlicht langsam an die Dunkelheit im langen, hohen Tonnengewölbe des Kunstmuseums gewöhnt, nimmt das Ohr bereits Töne auf: Waldgeräusche, dann geht jemand und atmet, erst langsam, dann schwer. Schreie dringen durchs Mark. Lustvoll, schmerzvoll. Ein Uhu meldet sein Dasein in die Nacht, eine Glocke schlägt laut. Auf einer Videowand ist ein großer, heller Mond zu sehen, darunter Zelte als nächtliches Lager, aus denen Licht in verschiedenen Farben blitzartig aufflackert.

Die Zelte werden zu Farbflächen im dunklen Innern des Museums. Und über all diesem Geschehen thront ein an die Wand projizierter Uhu. Das ist der Künstler selbst: Bjørn Melhus. Er steckt in einem Federkleid, ein Bild, das den Betrachter schmunzeln lässt und wie ein Gegenpol wirkt zur beklemmenden, beunruhigenden Installation aus Ton, Licht, Video. "Ich liebe es, mit ganz einfachen Mitteln zu arbeiten", sagt er.

Die "Nachtwache" als Gedankenspiel

"Nachtwache" nennt der in Berlin lebende und arbeitende und vielfach ausgezeichnete Künstler seine Installation und titelt auch englisch: "Nightwatch". Aus dem Deutschen leitet er die Wache, das Bewachen, das Wachsein ab, aus dem Englischen das Sehen und Beobachten. Der Titel des Kunstwerks ist für Melhus ein Gedankenspiel, die Installation an sich versteht er als Medienkritik.

Bjørn Melhus kommt aus der Filmbranche, wechselte dann in die bildende Kunst. Mit Videos, in denen er selbst zum Akteur und Medium wird, hat er sich auf der internationalen Bühne einen Namen gemacht. Viel arbeitet er mit Musik. Sie ist oft der Ursprung seiner Werke. Bei dieser Medieninstallation ist es nicht anders, die eingespielten Tonfragmente stammen aus verschiedenen Fernseh- und Kinofilmen wie dem Horrorstreifen "Der Exorzist". Melhus gibt den Tönen eine neue Rolle, es entsteht eine neue Erzählung. "Diese Musik spielt mit der menschlichen Psyche", sagt er.

Mehrere Wochen hat Melhus an dieser Großinstallation gearbeitet. Jetzt sieht er sichtlich zufrieden auf das Geschaffene. Erst im Juli hatte er das 40 Meter lange Tonnengewölbe des Kunstmuseums betreten. Melhus: "Der Raum in seiner Form und seiner Akustik hat mich sofort fasziniert." So stark, dass er sich entschlossen hat, speziell für diesen Ort etwas Neues zu schaffen. "Es ist eine Herausforderung auch für meinen weiteren Weg", sagt er. "Nachtwache | Nightwatch" nennt er eine "absolute Weltpremiere."

Annegret Laabs, die Leiterin das Kunstmuseums, hört das gern. Sie ist begeistert von der Installation, die vor allem junges Publikum ansprechen soll: "Das ist für unser Haus etwas Besonderes."

Die Ausstellung ist bis zum 9. Januar 2011 zu sehen. Zu Sonntagsführungen jeweils um 15 Uhr lädt das Kunstmuseum ein: am 31. Oktober (Führung mit Annegret Laabs), 14. November (Uwe Gellner), 28. November (Uwe Förster).