Wiedereröffnung Tübinger Kunsthalle muss nach Sanierung um Besucher werben
Mit neuem Anstrich und neuem Konzept öffnet die Tübinger Kunsthalle im März nach langer Pause wieder. Für den künstlerischen Leiter ist es eine Herausforderung, die Kunsthalle wieder ins Bewusstsein der Kunstszene zu rücken.
Tübingen (dpa) - Die Tübinger Kunsthalle war lange aus den Veranstaltungskalendern der deutschen Kunstszene verschwunden - im März soll das Haus nun wiedereröffnet werden. Das kubische Gebäude ist für 3,5 Millionen Euro erweitert und saniert worden, wie die Stadtverwaltung mitteilte.
Der neue künstlerische Vorstand der Stiftung Kunsthalle Tübingen, Holger Kube Ventura, will das Haus wieder ins Bewusstsein potenzieller Besucher rücken.
2013 fand nach Kube Venturas Angaben die letzte kuratierte Kunstausstellung statt. "Es war wirklich lange Zeit geschlossen. Junge Leute kennen die Kunsthalle gar nicht." Bekannt wurde das Haus in den 1980er und 1990er Jahren unter der Leitung von Götz Adriani mit Ausstellungen zur klassischen Moderne, zu denen Hunderttausende Besucher in die Universitätsstadt kamen. Diesem Erbe sehe man sich verpflichtet, sagte Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne).
Inhaltlich wird Kube Ventura jedoch nicht an die Tradition anknüpfen. "Klassische Moderne sieht mein Programm nicht mehr vor", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er will mit einem auf zeitgenössische Kunst ausgerichteten Programm den Neustart versuchen. Die Kunsthallen-Stiftung als Betreiberin habe diesen Bruch zur alten Erfolgsgeschichte gewagt, indem sie ihn engagiert habe.
Zur Eröffnung am 10. März organisiert Kube Ventura die thematische Gruppenausstellung "Kapitalströmung". Es gehe um die Finanzwelt, "um Luxleaks und Panama Papers". Er wünsche sich Besucher, die am Thema interessiert sind und sich denken: "Schau ich mir mal an, was die Kunstleute dazu sagen." Es seien unter anderem Werke von den in Berlin lebenden Künstlern Johanna Kandl und Gabriel Kuri zu sehen. Zu künftigen Besucherzahlen in der modernisierten Kunsthalle will Kube Ventura noch keine Schätzung abgeben. "Ich weiß nicht, was hier schaffbar ist", sagt er. "Ganz sicher werden die Wahnsinnszahlen aus den Achtzigern nicht wiederholt."
Wie kam es zur langen Auszeit? Die Kunsthalle, die der Stadt Tübingen gehört, wurde von Herbst 2013 an in einem ersten Abschnitt saniert, dann entschied man sich jedoch, das Museum gleichzeitig zu erweitern. Im Erdgeschoss ist die Ausstellungsfläche um 150 Quadratmeter auf nun 800 Quadratmeter gewachsen. Im Untergeschoss ist ein neues Kunstdepot entstanden. Die Sanierung (2,3 Millionen Euro) zahlte die Stadt, die Erweiterung (1,2 Millionen Euro) die Kunsthallen-Stiftung und die Stifter-Familie Zundel.
Kube Venturas Jahresprogramm sieht auch schon eine zweite und dritte Ausstellung vor. Vom 1. Juli 2017 an wird demnach das Werk der iranischen Künstlerin, Filmemacherin und Fotografin Shirin Neshat unter dem Titel "Frauen in Gesellschaft" gezeigt. Vom 18. November 2017 an soll eine Überblicksausstellung des Künstler-Duos Andree Korpyy und Markus Löffler zu sehen sein.