TV-Ausblick für Krimi-Fans „Bin nicht der Teufel“: Skelett auf Schiffswrack im Bodensee
Zwei tote Teenager, zwei Mordfälle. Doch zwischen den Leichenfunden liegen 15 Jahre. Die Bodensee-Ermittler im ZDF müssen alte Wunden aufreißen.

Bregenz - Ein Windhauch. Plötzlich sitzt ihr toter Sohn im Wohnzimmer auf einem Sessel und sagt zu seiner Mutter: „Ich bin nicht der Teufel.“
Henriette Steingass schreckt auf. Sie hat Alpträume, seit Roman vor 15 Jahren verschollen ist. Der damals 16-Jährige stand unter Verdacht, eine Jugendliche ermordet zu haben, Anouk. Sein Zimmer ließen die gläubigen Eltern seither unangetastet. An der Tür hängt eine große gekreuzigte Christus-Figur.
Schauspielerin Elisabeth Lanz verkörpert die verzweifelte Mutter in der neuen Folge „Geisterschiff“ aus der ZDF-Krimireihe „Die Toten vom Bodensee“ (Montag/20.15 Uhr), zu sehen heute (19. Mai) um 20.15 Uhr im ZDF. „Eine Frau in einem religiösen Wahn zu zeigen und dabei nicht ins Klischee zu rutschen, war ein Grenzgang“, berichtet die 53-Jährige. „Dieser Herausforderung wollte ich mich stellen.“
„Der Teufel lebt nicht in einem Zimmer. Der Teufel steckt in uns.“
Dass Roman tot ist, wird gleich zu Beginn der neuen Episode der beliebten Fernsehreihe klar: Wie aus dem Nichts taucht ein zerfallenes Boot auf dem Bodensee auf, die „Zora“. „Als hätt' der düstere See sie einfach ausgespuckt“, berichtet die Fischerin, vor deren Augen sich das Spektakel ereignete.
An Bord befindet sich festgebunden die skelettierte Leiche des Teenagers. Kommissar Micha Oberländer (Matthias Koeberlin) erkennt sofort einen Anhänger an einer Kette wieder, hatte er doch damals die Ermittlungen um den Mord an der 16-jährigen Anouk geleitet - mit Roman als Hauptverdächtigem.
Als Oberländer Romans Eltern vom Fund der Leiche ihres Sohnes berichtet, bricht die Mutter zusammen. „Herr erbarme dich, Christus erbarme dich“, sind ihre ersten Worte. Ihr Mann fragt sich, warum Roman sich von Gott abgewandt habe. Er habe immer wieder für die Seele seines Kindes gebetet, sagt der Vater. „Der Teufel lebt nicht in einem Zimmer. Der Teufel steckt in uns.“
Schauspielerin Lanz vorsichtig vor dunklen Gefilden
Unter anderem in Dunkelheit einzutauchen, Abgründe im geschützten Raum zu betreten und „ein bisschen reicher an menschlicher Erfahrung, manchmal fast weiser“ daraus wieder hervorzugehen, ist aus Lanz' Sicht ein ungeheuerliches Privileg ihres Berufes. Um in die passende Stimmung zu kommen, baue sie sich ein mit Bildern stark angereichertes Innenleben für die Figur. „Auf diese Bilder greife ich am Set zu und blende meine Umgebung so gut wie möglich aus.“
Gefragt danach, wie offen sie selbst für mystische, für die Serie typische Themen ist, antwortet die Schauspielerin: „Ich bin überzeugt, dass es zwischen Himmel und Erde mehr gibt, als wir gemeinhin annehmen. Jedoch wäre ich eher vorsichtig, dunkle Gefilde zu betreten. Es könnte durchaus der Spruch aus dem Zauberlehrling zutreffen: "Die Geister, die ich rief, werd' ich nun nicht los."“
Was hat es mit dem Raben auf sich?
Nachdem Kollegin Luisa Hoffmann aus Bregenz weggezogen ist, ermittelt Kommissar Oberländer nun mit Abteilungsinspektor Thomas Komlatschek (Hary Prinz) alleine. Dass die beiden nach Komlatscheks Trennung von seiner Frau in einer Wohngemeinschaft leben, gibt ihrem Verhältnis neue Züge.
So geht es neben dem Fall auch mal kurz um den nächsten Einkauf: Milch ist noch im Kühlschrank, aber die Würstchen von neulich wären nochmal gut.
Die Ermittlungen zum Mord an Roman überschneiden sich unweigerlich auch mit jenen zum Verbrechen an Anouk. Figuren von damals tauchen wieder auf, ihre Wege kreuzen sich nach vielen Jahren. Vor allem ein Rabe und die Reaktion einer jungen Frau auf den Vogel werfen bei Oberländer Fragen auf.