Der Zürich-Krimi: Borcherts Abrechnung
Wenn ein neues Format im Fernsehen startet, dann gibt es zumeist gleich zwei Folgen dicht aufeinander. So ist es auch mit einem Krimi, der in Zürich spielt.
Berlin (dpa) - Einsame Wölfe sieht man in der Natur eher selten, aber im Fernsehen häufiger. Jetzt gibt es noch einen: Im Ersten ist Der Zürich-Krimi an diesem Donnerstag (20.15 Uhr) mit der zweiten Folge Borcherts Abrechnung zu sehen.
Der Auftakt, Borcherts Fall, lief eine Woche davor, mit der respektablen Einschaltquote von 4,74 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 14,8 Prozent. Ob es weitere Folgen davon geben wird, macht die ARD von den Einschaltquoten beider Filme abhängig.
Im Zentrum steht erneut der ehemalige Wirtschaftsanwalt Thomas Borchert (Christian Kohlund), der wieder in seiner Heimatstadt Zürich lebt. Nach seiner Verhaftung wegen Bestechung und Korruption glaubt er, tiefer nicht mehr fallen zu können - bis seine Anwältin Dominique Kuster (Ina Paule Klink) ihr Vertretungsmandat niederlegt, weil die Sache ihr einfach zu schmutzig zu sein scheint.
Dann macht ihm auch noch sein Ex-Chef Horst Zeidler (Markus Boysen) ein unmoralisches Angebot: Borchert soll nicht nur den Bestechungsvorwurf zugeben, sondern auch die Unterschlagung einer erheblichen Geldsumme. Dafür will Zeidler für ein mildes Urteil sorgen. Borchert lehnt ab, denn er hat kein Geld unterschlagen. Dennoch taucht ein Konto auf, dss auf seinen Namen läuft und auf dem sich ein Millionenbetrag befindet. Er muss nun doch Dominique um Hilfe bitten: Gemeinsam verfolgen sie die Spur des Geldes - und geraten dabei in Lebensgefahr.
Borchert lebt in einem Wohnwagen auf dem Grundstück seiner Eltern, samt Seeblick und verfallener Villa. Dorthin hat er sich förmlich verkrochen, um nichts mehr von den früheren Verfehlungen zu hören und zu sehen, an denen er eben nicht ganz unbeteiligt war. Zu Besuch kommt allenfalls Dominique, die in diesem zweiten Film leider nicht mehr von Katrin Bauerfeind verkörpert wird, sondern von Ina Paule Klink (Wilsberg). Sie macht ihre Sache ordentlich, doch reicht sie nicht ganz an die Raffinesse von Frau Bauerfeind heran, die auch deutlich besser mit Kohlund harmonierte.
Den Schweizer Schauspieler Christian Kohlund (65) kennt man bislang aus eher seichter TV-Unterhaltung wie Traumhotel, Alpenklinik oder Insel der Träume. Auf die Frage, ob Borchert im Grunde ein hoffnungsloser Idealist sei, sagte er der Deutschen Presse-Agentur: Ja, das glaube ich schon, das ist wohl sein ganz großes Bestreben. Seine junge Kollegin kann ihm dabei helfen, das ist eine schöne Ergänzung für ihn. Das finde er ganz spannend. Borchert ist ja ein sehr spröder und einsamer Mann, der so manche Illusion verloren hat, und trotzdem ist dieser Hang zum Idealismus weiter in ihm drin - und eben sein Drang zur Gerechtigkeit.
Der spannend erzählte Film ist der letzte fürs Fernsehen des Regisseurs Carlo Rola, der am 14. März mit nur 57 Jahren einen plötzlichen Herztod erlitt. Rola wurde vor allem als Regisseur der Krimi-Reihe Rosa Roth (ZDF) bekannt, führte aber auch bei zeitgeschichtlichen Stoffen wie Die Krupps oder Die Himmelsleiter (beide ebenfalls ZDF) Regie. Sein letzter Krimi zeigt einen verbitterten Mann, den Kohlund zurückgenommen spielt, mit zumeist undurchschaubaren, verhärmten Gesichtszügen. Am eindrucksvollsten ist seine markante weit tragende Stimme.