TV-Tipp Kommissar Dupin - Bretonischer Stolz
In der Donnerstagskrimi-Reihe "Kommissar Dupin" ermittelt der ruhelose Titelheld in seinem vierten Fall. Die Episode "Bretonischer Stolz" erzählt von toten Schotten, dubiosem Austernhandel und der Macht der Vergangenheit. Spannend - aber auch mit Schwachpunkten.
Berlin (dpa) – In abendlicher Dunkelheit entdeckt die ältliche Madame Bandol eine Männerleiche in der Nähe ihres malerischen Küstenanwesens in der Bretagne. Es donnert und blitzt, Madame schreit auf – und läuft zum Telefon, um die Polizei zu informieren. Doch als die eintrifft, ist kein Toter mehr zu sehen.
Hat die mysteriös wirkende ehemalige Schauspielerin (der Berliner Theaterstar Angela Winkler) sich den grausigen Fund nur eingebildet? Davon ist der Polizist Kadeg (Jan Georg Schütte) überzeugt. Nicht aber Kommissar Dupin (Pasquale Aleardi), sein aus Paris in den Norden strafversetzter Vorgesetzter.
Unverdrossen beginnt der smart aussehende, ewig ruhelose Titelheld der Krimireihe zu ermitteln. Gern lässt er dafür ein ihm auferlegtes Seminar für Führungskräfte in Brest sausen. Im von Thomas Roth inszenierten Fall "Bretonischer Stolz" (20.15 Uhr im Ersten) bekommt Dupin es bald sogar mit zwei Leichen zu tun. Sowie mit einer Fülle von Machenschaften, die für mögliche Motive und Täter sorgen. Der vierte Film nach den internationalen Bestsellern des Autors Jean-Luc Bannalec (Drehbuch: Clemens Murath) bietet einmal mehr Spannung, herbes bretonisches Flair – und prominente Darsteller in Episodenrollen.
Außer Winkler sind das etwa Bühnengröße Joachim Bissmeier (80) als Austernzüchter Kolenc und Jennifer Ulrich ("Wüstenherz – Der Trip meines Lebens") als dessen Tochter Louann. Die von filmpool fiction im Auftrag der ARD-Tochter Degeto für das Erste produzierte Reihe "Kommissar Dupin" scheint inzwischen gut etabliert im Reigen der Donnerstagskrimis. Der letzte Fall, "Betronisches Gold" (März 2015), zog bei einem Marktanteil von 13,6 Prozent 4,36 Millionen Zuschauer in den Bann. Nach Aussagen des Produzenten Mathias Lösel im Presseheft haben die als anspruchsvoll konzipierten Krimis seit ihrem Start 2014 überdies den Tourismus in der nordfranzösischen Region enorm angekurbelt. Als erstes Spielfilmteam überhaupt durften die Deutschen nun sogar in einer Polizeipräfektur drehen - und die nationalen Hauptabendnachrichten berichteten darüber.
Der Titel "Bretonischer Stolz" mag sich auch auf die weltberühmten Austern beziehen, mit denen im Film mit unsauberen Methoden Profit gemacht wird. Außerdem geht es um Eifersucht, verheimlichte Vaterschaft, eine geheime Liebschaft, Bankraub, die Macht der Vergangenheit, keltische Traditionen, eine ungute Verbindung nach Schottland – und den Zuzug von Dupins Pariser Freundin Claire (Janina Rudenska) in die Bretagne. Außerdem wird Dupin zwischenzeitlich vom Dienst suspendiert. Bei all dem ist durchaus etwas Kritik angebracht, denn die diversen Handlungsstränge und Namen könnten verwirren und werden nicht immer vertieft ausgeführt.
Manch ein Zuschauer dürfte sich auch am teils stereotyp konzipierten Personal der Geschichte stören. So erinnert Dupins Chef, der Präfekt Locmariaquer, selbst in der Verkörperung durch den wunderbaren Udo Samel reichlich an Commissario Brunettis eitlen Vicequestore Patta (Michael Degen).