Mein gebrauchter Mann
Frauen und Männer jenseits der 40 sind meist vergeben. Oder Single und bindungsunfähig. Oder alleinerziehend. Oder irgendwie alles zusammen. Eine gelungene ZDF-Komödie über das Thema Liebe.
Berlin (dpa) - Mann trifft Frau, und es funkt sofort. Aber trotzdem kommen sie nicht zusammen - zumindest vorerst nicht. Entweder weil sie sich wieder aus den Augen verlieren. Oder weil sie Dinge herausfinden über den anderen, die ihnen nicht gefallen.
Manchmal hilft da einfach der Zufall. So geschieht es in der Komödie Mein gebrauchter Mann, die an diesem Donnerstag um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen ist.
Irgendwo an einem Hamburger Fahrstuhl: Drinnen steht Sophie (Christiane Paul), etwas in Eile - und draußen steht Fritz (Fritz Karl). Die Tür geht auf, Papiere fallen herunter, die Tür geht wieder zu. Aber dann schafft es Sophie doch heraus - und so fängt sie an, die Liebelei der hübschen Lektorin mit dem charmanten Zahnarzt. Bis Sophie dann eines Tages zufällig Fritz auf der Straße trifft, in Begleitung seines zwölfjährigen Sohnes Vincent (Loule Betton).
Nun kommt heraus, dass Fritz von Nina (Ursula Strauss) getrennt lebt, seinen Sohn an jedem Wochenende zu sich nimmt und mit dem Modell Familie nicht mehr viel anzufangen weiß. Was wiederum Sophie verzweifeln lässt, die sich nichts sehnlicher als ein Kind wünscht - und zwar von dem Mann, den sie liebt. Und Vincent möchte alles Mögliche, nur kein kleines Geschwisterchen, dem dann alle Aufmerksamkeit gilt. Was für ein Schlamassel!
Aber gerade deshalb hat der Film die geschätzte Aufmerksamkeit des Zuschauers verdient. Das Happy End ist zwar vorhersehbar, aber bis dahin sieht man dem trubeligen Geschehen ganz gerne zu. Das liegt unter anderem an der durchaus realistischen Handlung, denn es geht um ein paar hochmoderne Themen wie zum Beispiel Lebensentwürfe - und ob diese denn auch wirklich planbar sind und obendrein auch noch zusammenpassen.
Und natürlich liegt die Qualität des Films auch und vor allem an den Schauspielern - Christiane Paul (41) war gerade in Unterm Radar (ARD) und in Ein Fisch namens Liebe (ZDF) zu sehen, und Fritz Karl (47) bereits zweimal als Inspektor Jury (ZDF); sein ZDF-Krimi Zum Sterben zu früh läuft am 9. November.
Fritz Karl erzählt im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa: Bei der Figur des Fritz gibt es für mich viele Berührungspunkte. Das ist mir schon gleich beim Lesen des Drehbuches aufgefallen. Fritz versucht ja gerade, sein Leben neu zu strukturieren, was ihm eher weniger als mehr gelingt - und da ist eigentlich wenig Platz für eine Frau. Fritz habe zudem vor allem seinem Sohn gegenüber ein schlechtes Gewissen, weil er ihm ein Stück der normalen Kindheit und des geordneten Familienlebens geraubt habe. Fritz jongliert mit den Altlasten seines Lebens - und das kenne ich persönlich sehr gut. Das Kennen der Gefühlslage einer Figur macht das Spielen für mich nicht unbedingt leichter - weil ich eben ja auch persönlich damit konfrontiert worden bin. Aber das gehört zu meinem Beruf als Schauspieler.
Es gebe verschiedene Formen des Umgangs mit einer Altlast, sagt Karl: Entweder man sagt sofort alles, oder eben überhaupt nicht. Dazwischen gibt es nichts. Insofern kann ich also schon beurteilen, dass das Drehbuch sehr gut recherchiert ist. Komödien zu schreiben und zu spielen, erfordert ein sehr gutes Handwerk.
Wohl wahr. Eine gelungene Komödie zeichnet sich durch Witz und Tempo aus - beides ist hier gegeben. Der Titel ist zwar nicht ganz so gelungen - wer nimmt schon gerne etwas Gebrauchtes? Egal, die beiden Hauptdarsteller als Singlefrau und Karrierepapa geben ihr Bestes, und Regisseur Lars Jessen (46, Fischer fischt Frau, Fraktus) zieht alle Register seines Könnens: Sein Film hat sowohl Elemente einer klassischen Screwball-Komödie als auch einer ernsthaften Familiengeschichte, wie sie im realen Leben sicher bei vielen Menschen vorkommt. Da mag es nicht immer ein glückliches Ende geben, doch in diesem gelungenen und unterhaltsamen Film passt es schon.